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„Der Hirtenstern“ von Alan Hollinghurst: Tadzio, Lolita und Luc

Buchcover „Der Hirtenstern“ von Alan Hollinghurst

„Der Hirtenstern“ von Alan Hollinghurst ist eine feinfühlige Kartographie des Begehrens, die einen thrillerhaften Sog entwickelt.

Ein Skandal, dass dieser Roman von Alan Hollinghurst („Die Sparsholt-Affäre“) erst mit fast 30 Jahren Verspätung in deutscher Übersetzung erscheint – immerhin wurde der Brite ja schon 2004 für „Die Schönheitslinie“ mit dem Booker Prize ausgezeichnet. „Der Hirtenstern“ befeuert nun einmal mehr Hollinghursts Ruf als Meister expliziter Sexszenen, doch ist die Selbstverständlichkeit, mit der er vom schwulen Sex berichtet, heute längst nicht mehr so spektakulär wie 1994.

Wenn sein gescheiterter Schriftsteller Edward Manners aus der südostenglischen Provinz flüchtet, um in Belgien als Privatlehrer zu arbeiten, erkundet Manners natürlich sehr ausgiebig das schwule Leben vor Ort. Doch zugleich verliebt sich der 30-Jährige in seinen 17-jährigen Schüler Luc. Flankiert wird dieses zarte und obsessive Begehren durch eine Rückblende: Manners unterbricht seinen Belgien-Aufenthalt für die Beerdigung seines ersten Freundes und erinnert sich an ihr sehr romantisches Zusammenkommen in der Jugend. Hollinghurst unterlegt seine feinfühlige Kartographie des Begehrens mit Referenzen an Thomas Mann und die Bilder eines belgischen Symbolisten. Und als Luc plötzlich spurlos verschwindet, entwickelt „Der Hirtenstern“ auch noch einen thrillerhaften Sog.

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