„Am are“ von Bugge Wesseltoft: Die Grenzbereiche des Jazz

Der norwegische Jazz-Pianist Bugge Wesseltoft ist Solokünstler, Bastler und Bandmitglied. Und auf dem neuen Album „Am are“ alles gleichzeitig. Es ist eine Werkschau.
Wer spielt hier? Ein Solokünstler, eine Band, ein Studiobastler mit Gästen? Alle drei Antworten sind richtig. Bugge Wesseltoft, norwegischer Pianist, Nu-Jazz-Pionier und seit 30 Jahren ein Garant für aufregende Musik in den Grenzbereichen des Jazz, ist noch immer rastlos. Nach „Be am“ ist nun die Mehrzahl dran. „Am Are“ ist eine Art Werkschau der letzten Jahre; ein Best-of von vier verschiedenen Trio-Sessions plus diversen Studio-Basteleien.
Bugge liebt es nicht erst seit Gründung seiner Band Rymden, sich im Progrock auszutoben – doch „Rein“ ist mit seinen unaufhörlich flirrenden Synthies eher nervtötend. Auch „Render“ und „Vender“ bleiben trotz Mitwirkung der 2020 verstorbenen Schlagzeuglegende Jon Christensen selbstbezogene Spielereien. Großartig dagegen der balladeske Titelsong und „Is anyone listening?“ mit verfremdet-perkussivem Piano und nuancierten Soul-Vocals von Rohey. Die Eindampfung auf eine Dreiviertelstunde Spielzeit hätte gut getan. Dennoch bleibt es dabei: ein schlechtes Bugge-Album gibt es nicht.