„12 Grad unter Null“ von Anna Herzig
Mit dem dystopischen Roman „12 Grad unter Null“ legt Anna Herzig die unmenschlichsten Niederungen des Patriarchats in einer von Macht, Erfolg und Geld besessenen Welt frei.
In „12 Grad unter Null“ findet Anna Herzig für die universellen Erfahrungen von Frauen verschiedener Generationen eine schnörkellose Sprache.
„12 Grad unter Null“ von Anna Herzig ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Dass Greta ihr Leben lang in einer Welt von Männern für Männer gelebt hat, wird ihr schmerzlich bewusst, als in Sandburg das Frauenschuldengesetz verabschiedet wird: Nach geltendem Recht steht es nun Männern ab 18 Jahren zu, von den Frauen, mit denen sie in einer Beziehung stehen oder in den letzten sieben Jahren gestanden haben, jede verschenkte, geborgte oder investierte Summe zurückzuverlangen. Frau zu sein wird gleichbedeutend mit Armut, und als Gretas Mann Henri von seinem Recht gebraucht machen will, flüchtet sie zu ihrer großen Schwester, mit der sie eine traumatische Kindheit im patriarchalen Würgegriff des Vaters teilt.
Anna Herzigs dystopischer Roman „12 Grad unter Null“ legt geradewegs die unmenschlichsten Niederungen des Patriarchats in einer von Macht, Erfolg und Geld besessenen Welt frei, wobei die Wienerin eine schnörkellose Sprache für die universellen Erfahrungen von Frauen verschiedener Generationen findet. Eingedenk des letztjährig gekippten Abtreibungsgesetzes in den USA sollten uns Romane wie dieser eine Warnung sein. Denn Herzig ahnt: „Die schlimmste Dystopie war die, von der man nicht merkte, dass sie bereits Realität geworden war.“
Mit „12 Grad unter Null“ hat es Anna Herzig auf unsere Liste der besten Bücher im Juli 2023 geschafft.