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„Anselm – Das Rauschen der Zeit“ von Wim Wenders auf Blu-ray und DVD

Wim Wenders und Anselm Kiefer haben einiges gemeinsam. Das zeigt die Doku über den deutschen Maler eindrucksvoll.

Wim Wenders hat mit „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ einen Dokumentarfilm über den deutschen Maler Anselm Kiefer gedreht, über sein Leben, seine Arbeit, seine kreativen Prozesse. Wenders und Kiefer wurden beide zum Kriegsende 1945 geboren; ihr Aufwachsen in einem zerstörten, furchtbar schuldigen Land hat sie geprägt: Kiefers Installationen, Skulpturen und monströsen Gemälde haben immer etwas Apokalyptisches, es spricht aus ihnen Verheerung, Verwüstung, Hades, Holocaust, Hölle. Wenn Kiefer flüssiges Blei auf ein Riesenbild gießt und mit dem Flammenwerfer den flechtigen Bewuchs auf der Leinwand bearbeitet, meint man, er schaffe das Bühnenbild für Dantes „Inferno“.

Dazwischen folgt die Kamera Kiefer bei Gängen durch seine Ateliers, die vom ehemaligen Schulhaus und einer alten Ziegelei im Odenwald bis zur 35 ha großen ehemaligen Seidenfabrik in Südfrankreich zur Kunst-Kleinstadt anwachsen. Alte Doku-Aufnahmen von Kiefer und Spielszenen mit dem Kind-Kiefer ergänzen das Tableau; wiederkehrend raunt Kiefer mit knarziger Stimme Verse von Paul Celan und Ingeborg Bachmann. Sowieso sind sein Inspirationen und lebenslangen Begleiter Thema: Martin Heidegger, Celan, Bachmann, die mythologische Dämonin Lilith, venezianische Malerei von Tizian und Tintoretto. Wenders Verzicht auf erklärenden O-Ton Kiefers lassen einige Bilder von dystopischer Poesie nachhaltig wirken.

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