„First Class“ von Antoine Wilson
Der kurze, aber rasante Roman „First Class“ von Antoine Wilson gleitet quasi in Echtzeit an einer Beichte in der VIP-Lounge eines Flughafens entlang.
„First Class“ von Antoine Wilson setzt gemütlich ein – doch nach und nach entspinnt sich ein spannendes Psychoduell
Während er in New York auf einen verspäteten Flug wartet, trifft der Ich-Erzähler in „First Class“ von Antoine Wilson seinen Ex-Kommilitonen Jeff wieder. Obwohl sie an der Uni wenig miteinander zu tun hatten, erzählt ihm Jeff eine Anekdote, die sich bald als Schlüssel zu seiner ganzen Lebensgeschichte herausstellt: Als junger Mann hat er den reichen Kunsthändler Francis vor dem Ertrinken gerettet. Eher durch Zufall ist er kurz darauf als Angestellter in dessen Galerie gelandet und hat sogar eine Beziehung mit seiner Tochter Chloe angefangen – alles, ohne dass Francis ihn erkannt hat. Oder doch? Nicht nur Francis, auch Jeff selbst entpuppt sich im Laufe seiner Erzählung als komplexer als zunächst erwartet. Ist es nur Neugier, die ihn in Francis’ Nähe treibt, oder etwas anderes? Und was passiert, wenn er erkennt, dass Francis kein so guter Mensch ist, wie er dachte? Hat er der Welt einen Gefallen getan – oder einen Bärendienst erwiesen?
Antoine Wilsons kurzer, aber rasanter Roman gleitet quasi in Echtzeit an Jeffs Beichte in der VIP-Lounge entlang. Aus einem gemütlichen Anfang entspinnt sich nach und nach ein spannendes Psychoduell, das zwar dem auf dem Buchrücken zitiertem Vergleich mit Patricia Highsmith nicht ganz standhält, aber dennoch solide Unterhaltung bietet. Besagter Rücken sollte übrigens auch aus anderen Gründen gemieden werden – spoilert er doch unnötig die Handlung.
Mit „First Class“ hat es Antoine Wilson auf unsere Liste der besten Bücher im Juli 2023 geschafft.