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„Bei aller Liebe“ von Muff Potter: Reunion-Album mit Falten im Gesicht

Plattencover „Bei aller Liebe“ von Muff Potter

Auf ihrem neuen Album „Bei aller Liebe“ liegt die Dringlichkeit von Muff Potter nicht mehr so sehr im Sound, sondern in den Texten.

Manche Bands wissen einfach nicht, wann es Zeit ist, aufzuhören. Andere dafür, wann ein Neuanfang lohnt. Muff Potter haben es gewagt und ein knappes Jahrzehnt nach ihrer Auflösung 2009 den Weg zurück auf die Bühne gefunden. Und nun, noch mal vier Jahre später, haben sie sogar ein neues Album aufgenommen: „Bei aller Liebe“ ist natürlich Moshpit für Ü-40, aber Thorsten Nagelschmidt und seine Kollegen haben ja schon immer Punkrock für Akademiker gemacht – mehr Kettcar als Green Day.

Das Reunion-Album muss zwar ohne Gitarrist Dennis Scheider auskommen, trotzdem klingt das Comeback nach den alten Muff Potter – nun halt mit Falten im Gesicht. Was früher an Dringlichkeiten im Sound verhandelt wurde, fließt nun stärker in die Texte, flankiert von einem Gitarrenrock, der zwar auch mal flirrend wütet („Ein gestohlener Tag“), ganz oft aber einen Gang runterschaltet, um Nagels Storytelling Raum zu bieten. So werden schon im Opener die ganz großen Fragen nach Leben und Sterben gestellt, aber auch die üblichen Überlebenstechniken im Kapitalismus reflektiert. Großartig auch das fast siebenminütige „Nottbeck City Limits“, mit dem Muff Potter der Tradition ihres Namensgebers Mark Twain als Chronist sozialer Realitäten alle Ehre machen.

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