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Beth Hart ganz verwundbar mit „War in my Mind“

Bluesrocksängerin Beth Hart veröffentlicht ihr bestes Album, das nicht ohne Grund den Titel „War in my Mind“ trägt.

Es scheint, als habe Beth Hart die Dämonen an die Kette gelegt. Wer die Sängerin in diesem Sommer live erlebt hat, konnte eine Frau erleben, die vieles hinter sich gelassen hat, aber immer noch viele neue Facetten ihrer vielschichtigen Persönlichkeit entdeckt. Jene neue Beth Hart des Jahres 2019 ist immer noch ein wenig die alte: eine 47-jährige Ausnahmekünstlerin, die sich selbst nicht so ganz zu trauen scheint, weil die Schlachtfelder ihres Lebens immer noch schemenhaft erkennbar sind. Der Krieg in ihrem Kopf mag beendet sein, doch ist es ein Krieg ohne Sieger und Verlierer.

„Ich heule in letzter Zeit viel“

„War in my Mind“ ist mithin ein sinnfälliger Titel für jenes aktuelle Album, auf dem sich Beth Hart erneut an sich selbst und ihrer Seele abarbeitet. Auf der Bühne wie im Studio kennt die US-Amerikanerin zwei Modi: dynamisch an der Grenze zum Exhibitionismus oder aber hinter dem Piano verkrochen, zerbrechlich wie ein rohes Ei, in schwermütige Balladen versunken.

„Ich heule in letzter Zeit viel“, sagt Beth ganz offen und weiß nicht so recht, ob das die Hormone seien oder das Wissen darüber, wie verwundbar sie immer noch ist. Ehemann und Roadmanager Scott Guetzkow ist nie weiter als fünf Schritte von ihr entfernt, und er schleicht auch schon mal vor ausverkauftem Haus nach einem von Beths Gefühlsausbrüchen aufs Podium und nimmt sie in den Arm, bis sie sich wieder im Griff hat.

„War in my Mind“ lässt sich als Spiegel all dieser großen Gefühlsausschläge lesen und ist darüber hinaus ein technisch reifes, unprätentiöses Bluesrock-Album mit so vielen Ecken, Kanten, Eskapaden und Stilfinten, wie es sich für eine Persönlichkeit vom Schlag Beth Harts gehört.

Höre in das Album „War in my Mind“ von Beth Hart rein!

– von Ron Haller

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