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Rein in den Culture Clash

Bianca Nawrath veröffentlicht ihren Debütroman „Iss das jetzt, wenn du mich liebst“

„Iss das jetzt, wenn du mich liebst“ von Bianca Nawrath rutscht nicht in Klamauk ab, sondern behält eine kritisch-nachdenkliche Grundstimmung bei.

Nicht nur ein bisschen erinnert das Romandebüt der Schauspielerin Bianca Nawrath an jene Culture-Clash-Komödien, die eine Zeit lang so hip waren – „My big fat greek Wedding“, „Almanya“ et cetera. Ausgangslage von „Iss das jetzt, wenn du mich liebst“: Ich-Erzählerin Kinga, deren Eltern einst aus Polen nach Berlin gekommen sind, verheimlicht ihren Eltern seit Jahren ihre Beziehung zu Mahmut, dessen Familie wiederum aus der Türkei stammt. Muslimischer Freund geht für Kingas Eltern gar nicht, wegen Döner, wegen Alkoholabstinenz, wegen Beschneidung, wegen allem.

Nun allerdings wollen Kinga und Mahmut heiraten, und so findet die längst überfällige Familienzusammenführung statt – ausgerechnet bei einer original polnischen Hochzeit in Oppeln. Was folgt, ist kurzweilig beschrieben und zu großen Teilen vorhersehbar, Vorurteile werden bedient, handfester Rassismus passiert, die Liebenden halten zusammen, streiten, finden wieder zusammen, wir lernen Einiges über polnische Traditionen, natürlich gibt es viel zum Schmunzeln. Dass das Ganze trotzdem nicht in Klamauk abrutscht, sondern eine kritisch-nachdenkliche Grundstimmung behält, liegt auch daran, dass die Mittzwanzigerin Nawrath nicht allein auf den „Culture Clash“ setzt, sondern Kingas Familie vielschichtiger darstellt; die Alkoholsucht des Vaters ist ein Beispiel. Und doch: So viel schwingt hier an hochaktuellen Themen mit, so viel Anlass gäbe es, Alltagsrassismus kritisch zu beleuchten, dass man nach dem halb versöhnlichen Ende wünscht, es wäre doch ein wenig politischer geworden.

Mit „Iss das jetzt, wenn du mich liebst“ hat es Bianca Nawrath auf unsere Liste der besten Bücher im Mai 2021 geschafft.

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