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„Hellfire“ von Black Midi: Hölle, Hölle, Hölle

Black Midi stellen ihre Bodybuilder-Körper zur Schau
(Foto: Attica Jefferson)

Dem dritten Album haben Black Midi mit „Hellfire“ einen vergleichsweise simplen Titel gegeben. Doch das britische Trio denkt gar nicht daran, deshalb einen Gang runterzuschalten.

Black Midi veröffentlichen mit „Hellfire“ ihr drittes Album. Doch sie sind schwer festzunageln. Das gilt für ihren Sound, bei dem Vergleiche mit Captain Beefheart, Faust, Cardiacs, Miles Davis oder Black Country, New Road gleichermaßen angebracht sind – und gleichermaßen immer zu kurz greifen. Es gilt für ihre Albumcover und Videos, die oft so kryptisch und komplex sind, dass es vor den Augen flirrt. Und es gilt – zumindest bisher – für die Namen, die das Trio seinen Platten gegeben hat.

Nach „Schlagenheim“ und „Cavalcade“ ist „Hellfire“ nun ein vergleichsweise bodenständiger Albumtitel. Tatsächlich wollte Sänger und Gitarrist Geordie Greep schon das Debüt so nennen, hat sich aber offenbar erst jetzt durchsetzen können. Christliches Sendungsbewusstsein sucht man bei Black Midi allerdings vergebens, auch wenn sowohl Greep als auch Drummer Morgan Simpson als Kinder in Kirchenbands gespielt haben. „Ich glaube nicht an die Hölle“, sagt Greep, „aber dieser ganze Alte-Welt-Unsinn ist super für Songs. Ich habe es Darstellungen der Hölle in Filmen und so schon immer geliebt: Dantes Inferno. Als Homer in den ,Simpsons‘ zur Hölle fährt. In ,Futurama‘ gibt es eine Roboterhölle.“

Dass Greep nach Dante erstmal zwei Comedyserien einfallen, demonstriert eine grundlegende Wahrheit über Black Midi: Bei aller Virtuosität, allem Punk und allem Wagemut geht es doch auch immer um Spaß. Die Band hat ihn auch in den atemlosen Texten, die genauso assoziativ hin und herspringen wie die Musik. Die ist auf „Hellfire“ womöglich noch vielseitiger als auf „Cavalcade“. „Eat Men eat“, gesungen von Bassist Cameron Picton, erzählt vor einer Jazz-Explosion die abenteuerliche Geschichte aus „Diamond Stuff“ vom Vorgänger weiter, während im theatralischen Closer „27 Questions“ ein sterbender Star nach dem Leben nach dem Tod fragt, nur um vom Publikum ausgelacht zu werden. „Fast alle Personen, die auf dem Album vorkommen, sind Drecksäcke“, sagt Greep. Aber auch: „Fast alles, was ich schreibe, basiert auf etwas, das ich wirklich erlebt habe.“ Sollte es die Hölle trotz allem wirklich geben, würden wir Black Midi mit Freuden dahin folgen.

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