Trans ist ein Adjektiv
Mit „Im Park der prächtigen Schwestern“ zeigt Camila Sosa Villada eine Gesellschaft, die das verbannt, was sie begehrt.
Ihr Vater prophezeit Camila einen Tod im Straßengraben, als sie aufhört, sich als sein Sohn zu verkleiden. Camila wird als Christian in dem kleinen Kaff Mina Clavero in Argentinien geboren und offenbart sich in jungen Jahren als die Frau, die sie schon immer gewesen ist. Eine Entscheidung, die ihr Leben für immer spaltet – so, wie auch „Im Park der prächtigen Schwestern“ gespalten ist. Der autobiografische Debütroman der Autorin und Schauspielerin Camila Sosa Villada pendelt zwischen Nüchternheit und Exzess, zwischen Grausamkeit und Schönheit, zwischen Realismus und Fabel. Camila verlässt das Kaff, ihren grausamen Vater, ihre ängstliche Mutter, und schließt sich einer Wahlfamilie aus jungen trans Frauen an, die im Sarmiento-Park in Córdoba als Prostituierte arbeiten. Unter der Obhut der Tía Encarna, einer trans Schutzheiligen und Mutterfigur, feiern sie ihr Leben als trans Frauen in einem Rausch aus Drogen und Konsum – und solidarisieren sich gegen die Gewalt, die sie erfahren und die Angst, die diese mit sich bringt. Villada wechselt für die beiden Pole, zwischen denen ihre Protagonistinnen leben, mühelos von märchenhaft schillernder Prosa zu sachlichem Realismus. Camila Sosa Villada erzählt von einer jungen Camila, die ihr erstes Mal mit vier Polizisten hat, damit diese sie nicht bei ihrem Vater verpfeifen; sie erzählt von Männern ohne Kopf und von Frauen, die sich in Wölfe und Vögel verwandeln – und zeigt die Verlogenheit einer Gesellschaft, die das verbannt, was sie begehrt.
Mit „Im Park der prächtigen Schwestern“ hat es Camila Sosa Villada auf unsere Liste der besten Bücher im April 2021 geschafft.