„Cowards“ von Squid: Kantig, konstruiert und knochentrocken
Womöglich ist das neue Squid-Album zu sperrig für Neueinsteiger:innen. Für Fans dürfte „Cowards“ hingegen ein Genuss sein.
Über das zweite Squid-Album „O Monolith“ habe ich damals geschrieben, es klinge „noch immer dystopisch – aber die Vibes sind besser“. Zwei Jahre später landet die dritte Platte in einer Welt, deren Vibes vielleicht noch nie so schlecht waren, von der Dystopie ganz zu schweigen. Squid gehen damit um, indem sie sich thematisch öffnen, musikalisch aber fokussieren: Sänger und Drummer Ollie Judge hat seine very britische Entfremdung um eine kannibalistische Zukunftsvision („Crispy Skin“) und einen Song über die Manson-Morde („Blood on the Borders“) erweitert, im Closer „Well met (Fingers through the Fence)“ verpufft inmitten einer „Terminator“-Anspielung gleich die ganze Menschheit. Die Songs klingen dabei wieder so kantig wie auf dem Debüt „Bright green Field“, konstruiert um knochentrockene Bassriffs und wuschige Synthesizer. Da können auch ein behandeltes Cembalo und das allgegenwärtige Ruisi String Quartet nichts gegen die Düsternis tun. Gerade in der zweiten Hälfte wird das Album womöglich zu sperrig für alle außer den treuesten Fans – für die allerdings ist „Cowards“ eine kleine Utopie in der Dystopie.