Culk: Zerstreuen über euch
Culk veredeln ihren Sound und attackieren patriarchale Strukturen. So poetische und wichtige war deutschsprachige Musik lange nicht mehr.
„Du verdrängst mich/und du verkennst mich/ich verrenne mich an dunkle Orte/du kennst keine Worte für mich/und die du für mich hast/führen mich weit weg von Einfluss und Macht“, singt Sophie Löw in „Dichterin“ – und hoffentlich landet das zweite Album von Culk auf dem Schreibtisch all jener weißen, alten Männer im Kulturbetrieb, die partout nicht vom generischen Maskulin lassen wollen. Gerade mal ein Jahr nach seinem Debüt veredelt das Wiener Quartett um Löw seinen zwischen Shoegaze und Postpunk pendelnden Sound mit einem Album, das die tiefverwurzelten patriarchalen Strukturen attackiert.
„Nacht“ erzählt von den Strategien, die Frauen anwenden müssen, um den nächtlichen Heimweg unversehrt zu überstehen. In „Helle Kammer“ geht es um die dienende und untergeordnete Rolle, in die sie im Bett, bei der Arbeit und in der Öffentlichkeit gedrängt werden. Und mit „Jahre später“ thematisiert Löw die immergleichen Rechtfertigungen, die auf Kritik an den Geschlechterverhältnissen folgen. „Ich bin kein Dichter/doch ich schreibe Gedichte“, heißt es am Ende von „Dichterin“. So poetische und zugleich wichtige Worte waren in der deutschsprachigen Musik lange nicht zu hören.