„Schwarz“ von Dagobert: Düstere Poesie
Eigentlich macht Dagobert auf seinem sechsten Album alles wie immer – doch sein romantischer Schlagerpop erfrischt trotzdem.
Och nö, nicht schon wieder dieser depressive Dagobert mit seinem verquer romantischen Schlagerschmacht! Was auf den ersten Alben noch charmant wirkte, muss sich doch mit Album Nummer sechs überlebt haben … Überraschung: Hat es nicht. Dem Schweizer Düster-Poeten gelingt es, seine abgründigen Texte so federleicht musikalisch zu umschmeicheln, dass „Schwarz“ beinahe erfrischend wirkt. Trotz Harfen, Flöten und Kirchenorgel, trotz Sätzen wie „Ich fühle mich wie ein frisch gefällter Baum“ oder „Heute Nacht wollen wir bloß glücklich sein“.
Dagobert macht eigentlich alles wie immer, das aber so versiert, dass man „Schwarz“ bei aller düsteren Apologie und nimmermüdem Anrufen der Geliebten gerne hört. Faszinierend, wie in „Stille Abenteuer“ erst ein Flöten-Solo und dann Dagoberts Intonation dem Song eine immer wieder eine neue Dynamik verleihen. Selbst bei der mediävistisch anmutenden „Rabensinfonie“ umgeht Dagobert geschickt Mittelalterkitsch und Fantasy-Fallen. Nur der misslungen Erotismus von „Keine Gefühle“ vor schwüler spanischer Gitarre ist verzichtbar. Der Rest lohnt nicht nur für Schwarzsehende.