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David Crosby: Eine Klasse für sich

Portrait David Crosby, rotes Hemd
(Foto: Anna Webber)

David Crosbys Spätwerk „For free“ beweist: Nicht alle Boomer sind schlecht.

Lasst uns eine Lanze brechen. David Crosby ist eigentlich kein Boomer. Okay, er hat in den 60er- und 70er-Jahren sehr erfolgreich Musik gemacht. Ja, der Rolling Stone kann immer noch nicht aufhören, jedes Jubiläum seiner etlichen tollen Alben etwa mit The Byrds, Stephen Stills, Graham Nash und/oder Neil Young zu feiern. Und klar, unter seinen Fans finden sich bestimmt nicht wenige musikalische Luddit*innen, die von „handgemachter“ Musik schwärmen und immer noch über Autotune mosern. Das trifft auf nahezu alle Musiker*innen seiner Generation zu. Bei wie vielen von ihnen wird noch aufgehorcht, wenn sie neue Musik veröffentlichen? David Crosby gehört zu einer anderen Kategorie Musikschaffender aus den 60ern, gemeinsam etwa mit Neil Young oder Leonard Cohen. Jene, die weder versuchen, Trends zu jagen, noch nur vergangene Großtaten zu reproduzieren. Paradebeispiel: Crosbys neues Album „For free“, das fünfte in einer Reihe untypisch zackiger Veröffentlichungen, die 2014 mit „Croz“ begonnen hat.

Gemeinsam mit Gästen wie Steely Dans Donald Fagen und der zeitgenössischen Americanagröße Sarah Jarosz entwirft David Crosby einen Sound, der seine Wurzeln nicht verbirgt und dennoch nach vorne strebt. Ein Hybrid zwischen melancholischer Americana (das Pianostück „River Rise“), harmonieseligem Jazzrock (das surreale „The other Side of Midnight“) und einigen treffsicher eingesetzten Rockschlaglichtern, wie dem drei Minuten zögernden Closer „I won’t stay for long“, der in der letzten Minute plötzlich das Tempo anzieht. Mit „For free“ ließe sich Begeisterung bei Musikfans ernten, die keine Ahnung haben, wer David Crosby ist. Das ist der entscheidende Unterschied.

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