„Was der Tag bringt“ von David Schalko
„Was der Tag bringt“ von David Schalko ist trotz einigen Humors ein zutiefst melancholisches Porträt unserer entfremdeten Gesellschaft.
Mit „Was der Tag bringt“ zeigt David Schalko, dass die meisten Probleme schon vor der Pandemie da gewesen sind.
„Was der Tag bringt“ von David Schalko ist unsere Buchempfehlung der Woche.
In seinem letzten Buch „Bad Regina“ hat David Schalko den Untergang eines Alpendorfs geschildert. Sein neuer Roman ist ebenfalls ein Abgesang, nur ist es hier statt eines Ortes ein Mensch, der verfällt. Dank der Pandemie hat Felix’ Start-up dichtmachen müssen, langsam wird das Geld knapp. Er entscheidet sich, seine Wohnung zu vermieten, acht Tage jeden Monat. In dieser Zeit will er bei Freunden und Familie unterkommen, stellt aber bald fest, dass seine Beziehungen nicht so stabil sind, wie er gedacht hat. Und auch sonst ist an Felix nichts stabil, nicht einmal sein Ego. Seine Acht-Tage-Exils werden zu Intervallen der Sinnsuche, die ihn mit seiner Exfreundin, seinem Vater, seinem Jugendfreund konfrontieren.
Zunehmend wird Felix klar, dass sein Leben erschreckend leer ist – ohne Arbeit, ohne Liebe, ohne Zweck. Schalko erzählt das alles in klaustrophobisch kurzen Hauptsätzen und steigert die Intensität unmerklich, bis es Felix in einer surrealen Episode in ein Hotel verschlägt, das für jede Bewegung Geld nimmt, er erst eine unerschöpfliche Kreditkarte bekommt, nur um dann doch auf der Straße zu landen, wenn auch freiwillig. Das ist trotz einigen Humors ein zutiefst melancholisches Porträt unserer entfremdeten Gesellschaft – das treffend bemerkt, dass die meisten Probleme schon vor der Pandemie da gewesen sind.
Mit „Was der Tag bringt“ hat es David Schalko auf unsere Liste der besten Bücher im Juni 2023 geschafft.