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Die besten Krimis 2022: Empfehlungen für den Februar

krimi-Februar

Düster und bunt, verregnet und sonnig: Die besten Krimis im Februar 2022 mit Candas Jane Dorsey, Denise Mina und Kaja Malanowska.

Gerade ist der Valentinstag vorüber – und auch in unseren Krimis des Monats wird es mitunter romantisch. Dass die Liebe hier aber mit einer saftigen Beilage von Gewalt daherkommt, versteht sich von selbst. In Catherine Quinns „Drei Witwen“ ist Blake gleich mit drei Frauen verheiratet – und eine von denen muss seine Mörderin sein, als er plötzlich tot gefunden wird. Mit toxischer Männlichkeit schlägt sich auch Kommissarin Ada Rochniewicz herum, die in „Nebeltage“ gerade erst nach Warschau gekommen ist und gleich einen besonders mysteriösen Mord aufklären muss.

Aber nicht so mysteriös wie Vanessa Lux’ Fall in Liv Sievers’ „Lagerraum 113“: Hier gibt es am Anfang nicht mal eine Leiche. Für einen Spitzenplatz in unsere Charts reicht es trotzdem nicht. Hier liefern sich Denise Mina und Candas Jane Dorsey einen erbitterten Kampf. Kann uns zuletzt eher Minas einfühlsam-düstere Zeichnung von Glasgow oder Dorseys subversiver Queer-Krimi „Drag Cop“ überzeugen?

Die besten Krimis im Februar 2022

5. Liv Sievers: Lagerraum 113

Kommissarin Vanessa Lux ist irritiert, doch an dem vermeintlichen Tatort befindet sich nur eine lebensecht aussehende Puppe, die blutüberströmt in einem nachgestellten Zimmer liegt. Das Szenario erinnert an die Morde eines Serienkillers, der jedoch im Gefängnis sitzt.

Will jemand dessen Taten nachahmen? Bald finden sich eine echte Leiche und weitere Attrappen – von denen eine wie Vanessa aussieht … „Lagerraum 113“ ist ein versierter Gänsehautthriller, der mit raffinierten Kniffen punktet.

Ullstein, 2021, 416 S., 12,99 Euro

4. Catherine Quinn: Drei Witwen

Offiziell ist der Mormone Blake Nelson offiziell nur mit seiner ersten Frau Rachel verheiratet, lebt aber zugleich mit den „Schwesterfrauen“ Tina und Emily auf einer kleinen Ranch mitten in der Wüste. Doch eines Tages bekommt Blake eins auf die Rübe, wird mit seinem Gürtel erwürgt und verstümmelt. Da stehen gleich die Detectives Carlson und Brewer vorm Gatter: Welche der Damen hat wohl Gottes Gebote missachtet? Neben Einblicken in die mormonische Lebenswelt erzählt Catherine Quinn von Missbrauch und weiblicher Selbstermächtigung, die im blutigen Showdown kulminiert. Der ganze Text ist hier zu finden.

Ullstein, 2021, 544 S., 15,99 Euro

3. Kaja Malanowska: Nebeltage

Die alleinstehende Zofia Wagner hat den Täter selbst in ihre Wohnung gelassen. Man findet sie tot in ihrem Badezimmer, von zwei Hammerschlägen niedergestreckt. Die gerade aus Wroclaw versetzte Kommissarin Ada Rochniewicz muss sich bei ihrem ersten Fall noch an die männlich dominierte Mordabteilung und die Macho-Attitüden ihres neuen Kollegen Marcin gewöhnen.

Die polnische Autorin und Kolumnistin Kaja Malanowska bildet in ihrem elegant verhangenen Krimidebüt die gesellschaftlichen Folgen des sozialen Wandels in ihrem Heimatland ab: Fremdenfeindlichkeit, Korruption und populistische Hetzkampagnen prägen ein Warschau, das nach Ruß, Moder und Müdigkeit riecht. Lest den Rest unserer Besprechung hier.

Goldmann, 2021, 704 S., 12 Euro

Aus d. Poln. v. Lisa Palmes

2. Denise Mina: Totstück

Die mit zahlreichen Literaturpreisen geehrte schottische Krimiautorin Denise Mina blickt in ihrem Noir auf das verarmte Glasgow der 1980er Jahre zurück. Dabei erinnert sie eindringlich an die Schicksale der jungen Sexarbeiterinnen, die ihr Leben riskiert haben und zugleich von der Gesellschaft verachtet wurden. In „Totstück“ ergründet sie mit feingezeichneter Kriminalliteratur die Seele Glasgows und gibt den Verlorenen eine Stimme. Zur vollen Rezension geht es hier.

Argument Verlag mit Ariadne, 2021, 320 S., 23 Euro

Aus d. Engl. v. Karen Gerwig

1. Candas Jane Dorsey: Drag Cop

Da plappert gleich mal eine namenlose Ich-Erzählerin, wie ihr die Schnute gewachsen ist, aus ihrem Leben: In pansexueller Hinsicht für alles offen, hat sie ihre frühe Drogenkarriere schon mit fünfzehn abgehakt und schlittert gerade als Sozialarbeiterin in den unfreiwilligen Ruhestand. Spontan wird sie zur Amateurdetektivin, als die befreundete Hep sie anheuert, den Mord an deren Enkelin Maddy aufzuklären. Maddy war nur ein kleines Bordsteinschwälbchen – und da ist von der Polizei nicht viel zu erwarten. Also rät ihr schwuler Freund Denis: Titten hochgeschnallt, rein in die Fick-mich-Stiefel und als Maddy-Double zusammen mit Freundin Vicki undercover auf dem Straßenstrich ermitteln …

Die kanadische Autorin Candas Jane Dorsey treibt mit dem gekonnten Wechsel der Erzählperspektive, witzigen Gedankensprüngen, diversen Subplots, Listen und lakonischen Fußnoten den leicht wirren Plot nach vorne. Ein knallbunter Candy-Colored-Crime, von dem man sich nur allzu gern überzuckern lässt. Gerade auch, weil er die bitteren Seiten des queeren Lebens nicht ausspart. Mehr zu erfahren gibt es hier.

Suhrkamp, 2021, 362 S., 11 Euro

Aus d. Engl. v. Conny Lösch

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