Die besten Krimis 2023: Empfehlungen für den Mai

Alles blutig macht der Mai: Die besten Krimis im Mai 2023 mit Gil Ribeiro, Kim Koplin und Anthony McCarten

Mit seinem Near-Future-Thriller ist Anthony McCarten auf der Höhe der Zeit: Eine High-Tech-Software spürt Menschen auf – doch ist die KI auch schlauer als Romanheldin Kaitlyn? Gut möglich, dass Anthony McCarten mit „Going Zero“ die Spitzenposition auf unserer Liste der besten Krimis im Mai 2023 erobert. Doch bekommt er es in diesem Monat mit Bestsellerautor Gil Ribeiro zu tun. Mit seiner Krimiserie zeigt er, dass es selbst an der Algarve Verbrecher gibt, und auch „Dunkle Verbindungen – Lost in Fuseta 6“ führt uns wieder zu den Schattenseiten des vermeintlich ruhigen Küstenstreifens.

Ganz weit nach oben auf unserer Liste der besten Krimis im Mai 2023 wird es ziemlich sicher auch Flynn Berry schaffen. Mit „Northern Spy – Die Jagd“ beleuchtet sie den Nordirland-Konflikt aus der Perspektive einer Frau, die ihren ganz persönlichen Freiheitskampf austragen muss. Oder führt Kim Koplin unsere Liste der besten Krimis im Mai 2023 an? Mit „Die Guten und die Toten“ beweist sie immerhin sehr eindringlich, dass Thriller aus Deutschland nicht immer miesepetrig und verkauft sein müssen. Und schließlich ist da auch noch Patricia Melo, die mit „Leichendieb“ ganz sicher auch Chancen auf den Monatssieg hat.

Die besten Krimis im Mai 2023

5. Patricia Melo: Leichendieb

2 Masken, 1 Spaten, 8 Meter Plastikfolie, 1 Schweißbrenner, 1 Hammer … Bei einer solchen Baumarkt-Einkaufsliste springt natürlich gleich das Kopfkino an: Patrícia Melo variiert in „Leichendieb“ genüsslich böse die alte Geschichte von der Verlockung auf schnelles Geld, die durch eine unbedachte Entscheidung zu einer Reihe von fatalen Ereignissen führt. Doch wer kann es dem Ich-Erzähler verdenken? Der vermeintliche Reichtum fällt ja buchstäblich vom Himmel: ein Päckchen mit einem Kilo Kokain in einem abgestürzten Flugzeugwrack, keine Überlebenden, keine Zeugen. Da muss man doch zugreifen …

Unionsverlag, 2023, 187 S., 14 Euro

Aus d. Portug. v. Barbara Mesquita

4. Anthony McCarten: Going Zero

Technik- und Social-Media-Freak Cy Baxter hat ein hochkomplexes High-Tech-Überwachungsprogramm entwickelt, das er zur Terrorismusbekämpfung an die CIA verkaufen will. Als Beweis für dessen Fähigkeit, Menschen aufzuspüren, führt er einen Beta-Test durch. Zehn zufällig ausgewählte Personen werden aufgefordert, für 30 Tage unentdeckt zu bleiben. Wer das schafft, dem verspricht Baxter drei Millionen Dollar. Also: Google aus, Gehirn an. Routinen ändern, keinem Muster entsprechen. Überwachungskameras meiden, und möglichst nur analoge Technologie nutzen. Nägelkauspannung pur! Durch einfallsreiche Twists überzeugt Anthony McCarten mit einem weitgehend unblutigen Hide-and-seek-Thriller.

Diogenes, 2023, 464 S., 25 Euro

Aus d. Engl. v. Manfred Allié u. Gabriele Kempf-Allié

TOP 3

3. Gil Ribeiro: Dunkle Verbindungen – Lost in Fuseta 6

Zwar ist das Risiko eher gering, hier einer Gewalttat zum Opfer zu fallen, doch auch im Fischerdorf Fuseta an der Ost-Algarve gibt es Leichen vor schöner Landschaft. Im Mittelpunkt steht der Hamburger Kommissar Leander Lost, der durch ein Austauschprogramm von Europol an die Algarve arbeitet. Und wie jeder anständige Ermittler hat auch er einen Knacks: Als Asperger-Autist punktet der korrekte Deutsche zwar im Job mit fotografischem Gedächtnis und einem brillanten Kombinationsvermögen, doch zwischenmenschlich hapert es arg. Humor und Ironie entgehen ihm, Smalltalk muss er mühsam erlernen, und Lügen sind ihm nicht möglich.

Trotzdem – soviel Cosiness darf sein – hat es mit der Liebe zu Soraia geklappt, und im sechsten Band stehen eine gemeinsame Wohnung und Hochzeit auf dem Programm. Natürlich ruft dann doch die Pflicht, und diesmal kommt selbst der sonst so beherrschte Lost ins Schwitzen: Aus dem Tod einer deutschen Hausverwalterin und einem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter entspinnt sich ein komplexer Fall, der bis in die Reihen der Polizei reicht.

Kiwi, 2023, 368 S., 17 Euro

2. Flynn Berry: Northern Spy – Die Jagd

Die in Belfast lebende Tessa traut ihren Augen nicht, als sie die Videoaufnahme eines IRA-Raubüberfalls auf eine Tankstelle sieht und ausgerechnet ihre friedliebende Schwester Marian als eine der Täter:innen erkennt. Doch wie soll sie gleichzeitig den kleinen Finn betreuen und ihre Schwester aus den Fängen der Unabhängigkeitsorganisation befreien, die Marian offensichtlich zur Mithilfe gezwungen hat? Geht Tessa das Risiko ein, sich als verdeckte Informantin der Polizei in die IRA einschleusen zu lassen?

Die US-amerikanische Autorin Flynn Berry entwirft vor dem Hintergrund der sogenannten Troubles in Nordirland eine Schwesternfreundschaft, die auf eine harte Probe gestellt wird. Und sie zeigt eine von Männern dominierte Welt der Kämpfer im Untergrund: Deren schmuddliger Revoluzzer-Lifestyle zwischen verkrustetem Chicken Tikka und selbstgebauten Bomben ist ein krasser Gegensatz zu Tessas Alltag, der sich bis eben noch um Karottenbrei und Kita gedreht hat. Flynn Berry beleuchtet den Nordirland-Konflikt aus der Perspektive einer Frau, die ihren ganz persönlichen Freiheitskampf austragen muss.

Aufbau, 2023, 362 S., 13 Euro

Aus d. Engl. v. Wolfgang Thon

1. Kim Koplin: Die Guten und die Toten

Da freut man sich auf einen chilligen Tag auf einem Parkdeck in Berlin-Charlottenburg, bisschen Leiche zersägen – und plötzlich tauchen zwei Revolverschnauzen aus Marseille auf. Autorin Kim Koplin, die eigentlich gar nicht so heißt, hat ihren Berlin-Thriller bis dahin schon so hochgepitcht, dass man ahnt: Hier wird gleich die Motorsäge geschwungen! In feinster Coen-Brüder-Manier geht es blutiger als nötig zur Sache. Wie konnte es für ein paar sympathische Loser nur so weit kommen? Groteske Situationen, knochentrockener Humor und souverän lockerer Sound: Kim Koplin lässt genüsslich die Motorsäge aufheulen und schwingt sie einmal quer durch die allzu verkopften Thrillerstandards …

Suhrkamp, 2023, 255 S., 16 Euro

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