„Die fernere Zukunft“ von Adam Thirlwell
Der politische und surrealistische Roman „Die fernere Zukunft“ spielt während der Französischen Revolution, doch Adam Thirlwell macht durchweg Gebrauch von Anachronismen.
Politisch, absurd, surrealistisch – wer will bei „Die fernere Zukunft“ von Adam Thirlwell noch behaupten, historische Romane seien langweilig?
„Die fernere Zukunft“ von Adam Thirlwell ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Dass die Geschichte uns helfen kann, die Gegenwart zu verstehen, ist mehr als ein Slogan, um mehr Bücher zu verkaufen. Kaum jemals gehen Schriftsteller:innen jedoch so radikal mit dieser Erkenntnis um wie Adam Thirlwell. Sein neuer Roman spielt während der Französischen Revolution, macht aber durchweg Gebrauch von Anachronismen, wie wir sie sonst nur aus Filmen wie „Moulin Rouge“ oder „The Favourite“ kennen. So macht er den Gegenwartsbezug schmerzhaft deutlich: Wenn seine Protagonistin Celine und ihre Freundinnen von obszönen Pamphleten verunglimpft werden, klingen darin Social Media und Rachepornos an. Sie benutzen Ausdrücke wie cool und gehen schon mal ins Kino. Und während um sie herum fanatische Männer die Welt anzünden, suchen sie am Stadtrand nach einer Utopie im Einklang mit der Natur.
Einige historische Figuren, darunter der Dramatiker Beaumarchais, treten unter ihrem richtigen Namen auf, andere, wie Georges Danton, der vor allem aufgrund seines markanten Gesichts identifizierbar ist, versteckt Thirlwell hinter falschen Namen und geänderten Details. Später wird der Roman zunehmend fantastischer, wenn Celine Visionen von der Zukunft hat und mit einem Raumschiff zum Mond fliegt. Politisch, absurd, surrealistisch – wer will da noch behaupten, historische Romane seien langweilig?
Mit „Die fernere Zukunft“ hat es Adam Thirlwell auf unsere Liste der besten Bücher im November 2023 geschafft.