„Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ von Christof Meueler
Zum 5. Todestag des Satirikers Wiglaf Droste hat sein Freund Christof Meueler mit „Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ die erste Biografie über den „Unumarmbaren“ geschrieben.
Erschütternd sind die Details, die Christof Meueler in „Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ liefert, der nichts am Leben des Wiglaf Droste beschönigt und dem Humanisten damit überhaupt erst gerecht wird.
Aktuell würde man sich Wiglaf Droste nur zu gern wieder unter die Lebenden wünschen. Was der BVB-Fan wohl zum Deal zwischen Borussia Dortmund und Deutschlands größtem Rüstungskonzert Rheinmetall sagen würde? Droste, der Mann, der von der Bundeswehr verklagt wurde, weil er Soldaten mit dem Neologismus „Waschbrettköpfe“ bedachte, was das Gericht als Beleidigung ansah und sanktionierte. Droste, dessen Lesungen von autonomen Männer- und Frauen-Lesben-Gruppen gestürmt wurden. Droste, wegen dessen gemeinsam mit Gerhard Henschel geschriebener Romansatire „Der Barbier von Bebra“ Ex-DDR-Bürgerrechtlerinnen die Redaktionsräume der Tageszeitung taz stürmten. Wiglaf Droste war Zeit seines schriftstellerischen Lebens der Aufklärung verpflichtet und nahm dabei keinerlei Rücksicht. Er stieß Menschen vor den Kopf, polarisierte und – wo es nötig wurde – beleidigte er auch. Allerdings: Immer mit Stil, immer mit einer Art zu schreiben, die Drostes Position rüberbrachte und gleichzeitig als Mehrwert und Belohnung beim Lesen den unglaublich guten Witz lieferte. Seine Komik entstand oft durch die gerade schon erwähnten Neologismen und durch das Vermeiden von verbissenem Ernst auch da, wo es ihm sehr, sehr ernst war.
Zum 5. Todestag des Satirikers Wiglaf Droste, der so nie genannt werden wollte, hat sein Freund Christof Meueler mit „Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ die erste Biografie über den „Unumarmbaren“ geschrieben. Sie zeigt: Droste war nicht nur ein genialer Polemiker und Satiriker; ähnlich kompromisslos wie als Schriftsteller war er auch privat. Freundschaften zerbrachen, auch die Zusammenarbeit mit Zeitungen wurde öfter gekündigt, als andere ihre Wohnung wechseln. Dass Droste zudem Alkoholiker war, der genau wusste, er würde sich mit dem Saufen umbringen, war hinlänglich bekannt. Erschütternd sind die Details, die Christof Meueler jetzt liefert, der nichts am Leben des Wiglaf Droste beschönigt und dem Humanisten damit überhaupt erst gerecht wird. Heute gibt es keinen vergleichbar schreibmächtigen, kompromisslosen Satiriker und Polemiker mehr, und wenn es ihn gäbe, gäbe es ihn nicht lange: Die sozialen Medien würden ihn zur Strecke bringen.
„Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ von Christof Meueler zeigt: Droste war nicht nur ein genialer Polemiker und Satiriker; ähnlich kompromisslos wie als Schriftsteller war er auch privat.
Der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Salon hat jetzt Wiglaf Drostes und Christopf Meuelers Verleger Klaus Bittermann zu einer Matinee eingeladen. Bittermann wird aus Drostes Werk und aus Meuelers Biografie lesen, das Spardosenterzett ihn musikalisch unterstützen. Seit Drostes Tod vor fünf Jahren hat Klaus Bittermann postum drei Bücher des Satirikers veröffentlicht: „Chaos, Glück und Höllenfahren“ ist eine „autobiographische Schnitzeljagd“, an der sich viele Freunde beteiligten. „Vollbad im Gesinnungsschaum“ versammelt Drostes Sprachglossen. Leider schon ausverkauft ist der Band „Die schweren Jahre ab Dreiunddreißig“, der Wiglaf Drostes Texte versammelt, die von juristischen Prozessen über handgreiflichen Boykott bis hin Schlägereien im Backstagebereich alle Formen der Resonanz hervorriefen.
Wer sich für „Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ interessiert, sollte sich auch unsere Besprechung zu dem Buch „Landkrank“ von Nikolaj Schultz ansehen.