„Disko 76“ Als die Hebefigur nach Bochum kam
Ab dem 28. März als Stream auf RTL+ und schon am 1. April alle Folgen auf Nitro: Die Serie „Disko 76“ zeigt die Gründung der ersten Bochumer Disko. im Jahr 1976.
Auf RTL+ startet die Ruhrpottserie „Disko 76“, in der eine Clique Jugendlicher im Jahr 1876 in Bochum eine Diskothek in einer ehemaligen proletarischen Kneipe eröffnet. Wenige Tage später kommt der Sechsteiler für Bingewatcher nonstop auch auf Nitro.
Doro (Luise Aschenbrenner, „Die Herrlichkeit des Lebens“, „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“) hat früh geheiratet und hat jetzt den Klempner Matthias an der Backe, der zwar einerseite extrem liebenswürdig ist, andererseits als Chakter nicht mehr in die 1970er passt, sondern eher in die 50er – mit seinem Wunsch nach Kindern, seinem Traum von einer Frau, die als Mutter und Hausfrau zu Hause bleibt. Deshalb kündigt er auch gleich in Folge eins der Serie seiner Frau den Job als Erzieherin. Doro aber fällt im Disput mit ihrem Mann nichts besseres ein als die Lüge, dass sie schwanger ist. Das war nicht nur dumm von ihr, es sind auch die fünf schwächsten Minuten der Serie bei gesichteten zwei Folgen. Davon muss sich „Disko 76“ erst mal erholen. Zwischenzeitlich aber stirbt Doros Onkel und hinterlässt in Bochum eine Kneipe. Doros Bruder Georg (Jonas Holdenrieder, „Am Anschlag – Die Macht der Kränkung“, „Schlafschafe“) , gerader frisch von der Bundeswehr desertiert (was keiner weiß) und von den Feldjägern verfolgt (was ebenfalls keiner weiß) übernimmt kurzerhand die schlecht gehende Kneipe und funktioniert sie in den weiteren Folgen und gegen den Willen des Vaters zu einer Disko um. Das sorgt einerseit für ständigen Krach mit Vater Gerhard (Aljoscha Stadelmann), andererseits entdecken er und Doro bei der Erkundung einer Disko in Düsseldorf die weite Welt des Saturday Night Fever. Vor allem Doro, die mit dem Tänzer und Callboy Robert (Jannik Schümann („Sisi“, „Westwall“) anbandelt, verlässt ihre Komfortzone in mancher Hinsicht, während ihre Schwester Johanna (Vanessa Loibl, „ZERV – Zeit der Abrechnung“) unbedingt Pilotin werden will, vorerst aber nur als Flugbegleiterin genommen wird.
„Disko 76“ hat das große Manko, dass die gesamte Serie von der Heldin Doro aus dem Off kommentiert wird: Das ist seit einem Jahrzehnt schon eine altbackene Methode, um die Menschen vor den Geräten nicht mit Untiefen zu überfordern, sie kriegen schlicht jede Gefühlsregung der sich bis zur Hebefigur entwickelnden Kindergärtnerin brühwarm erzählt. Dass die Serie trotzdem nicht absäuft, liegt an ihrem Personal, immer wieder hervorragend aufspielt und die Handlung voranbringt. RTL aber kann sich auf die Schulter klopfen beim Versuch, mit dieser Serie das halbe Ruhrgebiet zum Abonnement zu überreden – oder wahlweise am 1. April ab 20.15 Uhr den Blick nicht von der Glotze zu wenden, bis der Abspann der letzten Folge läuft.