„Do it afraid“ von Yaya Bey: Rollen-Flucht

Die Rolle als der Trauma-Chronistin legt Yaya Bey mit ihrem neuen Album „Do it afraid“ ab. Und greift dafür zu Lovers Rock und 90er-Jahre-House.
Man kann es Yaya Bey nicht übel nehmen, dass sie bei ihrem dritten Album Wert darauf legt, auch Freude zuzulassen. Ihr Debüt „Remember your North Star“ (2022), vor allem aber „Ten fold“ aus dem letzten Jahr, auf dem sie um ihren Vater trauert, haben sie in die Rolle der Trauma-Chronistin gedrängt. Mit „Do it afraid“ kämpft die US-Sängerin gegen dieses Image an, bleibt ihrem Sound aber treu: einer Mischung aus sphärischem R’n’B, sonnenwarmen Soul und Kopfnicker-HipHop, bei der Vibes und Texturen vor klaren Songstrukturen stehen.
Diesen Sound hat Bey perfektioniert, das fehlende Narrativ lässt die Tracks allerdings noch skizzenhafter klingen, sodass sie gerade beim oberflächlichen Hören irgendwann zusammenlaufen. Am meisten Spaß hat Bey, wenn sie Genres und Inhalte augenzwinkernd kombiniert, wie der Lovers Rock von „Spin Cycle“, in dem es textlich um Überarbeitung geht, oder der treibende 90s-Housebeat von „Bella Noches Pt. 1“, über den sie überraschend aggressiv rappt. Am Ende wirkt jedoch die Melancholie von „No really, wtf?“ am längsten nach. Zu einem zerbrechlichen Klavierloop fragt Bey: „But who am I without a map/To the better parts of me?“