„Sick!“ von Earl Sweatshirt: Selten unzweideutig
Nach dem sehr chaotischen Vorgänger sind die Beats von Earl Sweatshirt auf „Sick!“ wieder konventioneller und manchmal sogar trappig.
Technisch ist Earl Sweatshirt nach wie vor einer der besten Rapper seiner Generation – eben weil er nie so klingt, als würde er rappen, sondern als spräche er einfach spontan über das, was ihn bewegt.
Auf „Sick!“ ist das, wie der Titel andeutet, unter anderem die Gegenwart samt Pandemie und Polizeigewalt; Themen, die Earl auf Tracks wie „Old Friend“ oder „Vision“ mit seltener Unzweideutigkeit behandelt. Nachdem sein letztes Album „Some Rap Songs“ mit seinem radikal chaotischen, teilweise an Free Jazz erinnernden Sound Köpfe zum Rauchen gebracht hat, sind die Beats auf „Sick!“ wieder konventioneller und manchmal („Vision“, „Titanic“) sogar trappig; Earl hat auf mehreren Tracks mit alten Bekannten wie The Alchemist oder Black Noi$e gearbeitet. Das passt zum generellen Eindruck, nach dem der Rapper eine neue Balance gefunden und die auf „Some Rap Songs“ im Zentrum stehenden Traumata zumindest teilweise verarbeitet hat. Als frischgebackener Vater bekommt der 27-Jährige sogar gewisse Mentor-Schattierungen. „I do what I have to with the fragments“, rappt er auf „Tabula Rasa“ mit Armand Hammer. Tun wir jemals etwas anderes?