„Ekko“ von Tara Nome Doyle: Sagenhaft

Auf ihrem Drittling taucht Tara Nome Doyle tief in die Welt der Nymphen, Mythen und Sagen ein und holt diese ganz sanft in die Neuzeit.
Sagen haben immer eine Funktion: Die Bedeutung des Subtextes zwischen den Zeilen der Erzählung. Tara Nome Doyles sphärischer Pop wirkt zerbrechlich und intim, birgt aber Lebensweisheiten über Chaos, Angst, Identität und Wandel. Um diese preiszugeben, schöpft die Musikerin aus der Antike – stellt Narziss und Echo einander gegenüber, ringt musikalisch vor reduziertem Klavier, Gitarre, Streichern und analogem Synthesizer mit stimmlichen Echos und kreiert sirenenhafte Hooks, denen auch ein Odysseus nicht hätte widerstehen können.
Während die Wahl-Berlinerin mit irisch-norwegischen Wurzeln in der Vergangenheit auch schon mal mit polternder Elektronik geliebäugelt hat, fließen auf „Ekko“ die Arrangements wie mystische Naturgeister – die Stimme der 27-Jährigen echoend im Hintergrund. Zweifellos trägt ihre dritte Platte auch die Handschrift des Vokal-Ensembles BODIES, in dem Doyle unter anderem mit Kat Frankie arbeitet. Ein leises Werk, dessen lautstarke Wucht sich hinter dem Offensichtlichen verbirgt.