„Nachtbeeren“ von Elina Penner: Plautdietsch für Anfänger
In ihrem ersten Roman „Nachtbeeren“ nimmt uns die mennonitische Russlanddeutsche Elina Penner mit in die Abgründe ihrer Welt.
Bücher sind eine einzigartige Möglichkeit, Einblicke in eine uns fremde Welt zu erhalten – und die muss gar nicht so weit weg sein. Sie kann auch direkt vor unserer Nase liegen, aber zumeist unsichtbar bleiben. So wie die der russlanddeutschen Mennoniten, die ihre eigene Religion, ihre eigenen Werte und mit Plautdietsch auch ihre eigene Sprache haben. In dieser Welt spielt „Nachtbeeren“, der Debütroman von Elina Penner.
Nelli ist als Kind aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Vor dem Aufbruch waren sie und ihre Familie Außenseiter gewesen, doch obwohl der Umzug als „Heimkehr“ gedacht war, hat ihre Familie auch in Deutschland nie wirklich Anschluss gefunden. Zwischen den Welten war ihre Öma, ihre Großmutter, der einzige Halt, doch auch die ist inzwischen tot. Seitdem vegetiert Nelli vor sich hin. Und als ihr Mann Kornelius ihr eröffnet, eine andere Frau zu haben, und am nächsten Morgen tot in der Tiefkühltruhe liegt, weiß sie selbst nicht, ob sie daran schuld ist … In einfachen, klaren Sätzen erzählt Penner, selbst Russlanddeutsche, von Nelli und ihrer kleinen, aber vollen Welt: ihrer großen, lauten Familie, ihren nie verarbeiteten Traumata, ihrem Kampf mit dem Glauben. Auch ihr Sohn Jakob und ihr Bruder, der heimlich homosexuelle Eugen, kommen als Ich-Erzähler zu Wort.
„Nachtbeeren“ von Elina Penner ist voller schwarzem Humor
Trotz des blutigen Geheimnisses im Zentrum der Geschichte steckt der Roman voller schwarzen Humor – der sich etwa darin äußert, dass nicht einmal Jakob Kornelius besonders zu vermissen scheint. Am Ende haben wir nicht nur eine Menge plautdietscher Ausdrücke gelernt, sondern auch ein besseres Bild vom Alltag in der mennonitischen Gemeinschaft.