„Evas Mann“ von Gayl Jones

Erst jetzt erscheint der schon 1976 veröffentlichte zweite Roman von Gayl Jones auf Deutsch – doch auch nach 50 Jahren ist „Evas Mann“ so radikal und schmerzhaft wie ein Axthieb.
So schonungslos Gayl Jones in „Evas Mann“ mit ihren Figuren umgeht, so auch mit der Sprache: Im Verlauf des Romans werden die Kapitel immer kürzer, die Zeitsprünge größer, die Bilder abstrakter, während Eva in Gedanken die Ungeheuerlichkeit ihrer Tat umkreist.
Obwohl James Baldwin zu ihren Fans zählt und Toni Morrison ihr erstes Buch lektoriert hat, ist Gayl Jones bei weitem nicht bekannt genug – was schon die Tatsache beweist, dass ihr zweiter Roman, ursprünglich schon 1976 veröffentlicht, erst jetzt auf Deutsch erscheint. Doch auch mehr als 50 Jahre später ist „Evas Mann“ noch so radikal und schmerzhaft wie ein Axthieb: Eva sitzt im Gefängnis, weil sie ihren Liebhaber Davis ermordet und ihm den Penis abgebissen hat. Eine monströse Tat, für die es keine Entschuldigung gibt, und Eva versucht erst gar nicht, sich zu rechtfertigen.
Stattdessen denkt sie in ihrer Zelle an ihr Leben zurück, vor allem an all die Männer, die sie immer wieder zum Opfer gemacht haben: der Nachbarsjunge, der Liebhaber ihrer Mutter, der deutlich ältere Cousin, der erste Ehemann. So schonungslos Jones mit ihren Figuren umgeht, so auch mit der Sprache: Im Verlauf des Romans werden die Kapitel immer kürzer, die Zeitsprünge größer, die Bilder abstrakter, während Eva in Gedanken die Ungeheuerlichkeit ihrer Tat umkreist. Doch trotz ihrer Ausnahmesituation wird sie zum Chiffre für alle Schwarzen Frauen in einer Gesellschaft, die ihnen das Leben unmöglich macht.
Hat es Gayl Jones mit „Evas Mann“ auf unsere Liste der besten Bücher im Juli 2025 geschafft?