„Eve“ von Amor Towles
Amor Towles bricht in „Eve“ mit den Traditionen des Film noirs, indem er die klassische Femme fatale zur Heldin macht.
Mit „Eve“ nimmt Amor Towles die zerbrechlichen Fassaden der Reichen und Schönen und die Intrigen der Filmstudios auseinander.
Im Jahr 1938 fährt die junge Evelyn Ross, kurz Eve, mit dem Zug nach Hollywood und schließt schon im Speisewagen Freundschaft mit dem Polizisten Charlie. Die kommt ihr allzu bald gelegen, denn kaum in Kalifornien angekommen, wird sie Teil der glamourösen Welt der Filmstars. Als ihre Freundin, die Schauspielerin Olivia de Havilland, mit Nacktfotos erpresst werden soll, nimmt Eve die Sache in die Hand – mit Hilfe von Charlie, dem abgehalfterten Ex-Star Prentice und ihrem eigenen Einfallsreichtum.
Amor Towles tobt sich mit spürbarer Freude in der Welt des klassischen Film noirs aus. Mit „Eve“ nimmt er die zerbrechlichen Fassaden der Reichen und Schönen und die Intrigen der Filmstudios auseinander wie zuletzt „L.A. Confidential“. Gleichzeitig bricht Towles mit den Konventionen des Genres, indem er mit Eve die klassische Femme fatale – schön, mysteriös, selbstbestimmt – zur Heldin macht, gegen deren Charme und moralische Integrität kein Mann eine Chance hat. Gerade am Anfang des Romans geht Towles hier ein wenig zu weit, denn bis zum zweiten Drittel sehen wir Eve nur durch die Augen anderer – sie selbst verkommt dadurch zeitweise zu der zweidimensionalen Figur, mit der Towles eigentlich brechen will. Die Erklärung, warum wir nur wenig über Eves Hintergrund erfahren: Den hat Towles bereits in seinem ersten Roman „Eine Frage der Höflichkeit“ von 2011 geschildert, „Eve“ ist gewissermaßen ein Spin-off. Zum Glück eines, das auch ohne Vorwissen (fast) reibungslos funktioniert.
Hat es Amor Towles mit „Eve“ auf unsere Liste der besten Bücher im September 2024 geschafft?