„Every Second an Ocean“ von Grundeis: Haltegriffe am Abgrund
Gerade wegen ihrer düsteren Goth-Vibes können die Songs der Hamburger Band uns durch die dunklen Zeiten helfen.
Es wirkt prophetisch, wenn Robert Smith 16 Jahre lang zögert, zaudert und verschiebt, um das neue Album von The Cure schließlich wenige Tage vor einer Wahl zu veröffentlichen, mit der die Welt ein gutes Stück näher an den Abgrund rutscht. Doch reichen acht Songs, um durch diese dunklen Tage zu kommen?
Die Hamburger Band Grundeis springt mit ihrem zweiten Album bei, das drei Jahre nach dem viel beachteten Debüt „Amygdala“ mit 14 Songs und über einer Stunde Spielzeit die Grauräume zwischen Postpunk, Noiserock und Shoegaze-Balladen noch detaillierter kartografiert und durch Songs wie „Another Life“ und „Quit“ auch poppigere Ankerpunkte setzt. Nicht zuletzt ist es die Performance von Sängerin Laura Müller, die Referenzen wie Chelsea Wolfe und Siouxsie And The Banshees abruft und rechtfertigt. Doch was nutzen Verbindungslinien zur Goth-Ära? Stücke wie „As close as it gets“ und „Mellow“ sind ganz einfach Musik zur Zeit. Und in unserer Zeit am Abgrund funktionieren sie als Haltegriffe.