Everything Everything: Re-Animator
Nach mittelmäßigen Alben kehren Everything Everything zurück – und machen Pathos nicht nur wieder salonfähig, sondern sogar cool.
Zweifel sind beim fünften Album von Everything Everything durchaus berechtigt, denn so spannend die Band aus Manchester zuletzt auch mit Elektronik und innovativer Produktion den angezählten Indiebandsound umgangen hat, fehlten Alben wie „Get to Heaven“ und „A Fever Dream“ eben doch die wirklich guten Songs. Bei „Re-Animator“ war das Songwriting wieder stärker im Fokus – und so reichen allein der Opener und das finale Stück, um jegliche Bedenken zu zerstreuen.
Am Anfang steht mit „Lost Powers“ ein Song, dessen Unwiderstehlichkeit sich allein aus der Gesangsmelodie speist und bei dem Sänger Jonathan Higgs sein Falsett so wohlklingend wie nie zuvor zum Einsatz bringt. Am Ende dagegen drehen Everything Everything voll auf, indem sie mit „Violent Sun“ eine Stadionhymne raushauen, die sowohl von New Order als auch von Bruce Springsteen inspiriert ist – und auch das funktioniert ohne Peinlichkeit. Plötzlich ist Innovation nicht mehr nur Selbstzweck und Pathos nicht nur wieder salonfähig, sondern sogar cool. So abgegriffen und unoriginell diese Referenz auch sein mag, passt sie hier doch einfach zu gut: „Re-Animator“ ist das beste Radiohead-Album seit „In Rainbows“.