„Exotico“ von Temples: Von der Insel grölen
Auf „Exotico“ nimmt uns die Psyrockband Temples mit auf eine Insel – allerdings wollen die Urlaubsgefühle nicht so recht aufkommen.
Auf ihrem vierten Album bildet sich die Psychrockband Temples buchstäblich etwas ein – und zwar eine Phantominsel: Das faszinierende Phänomen ozeanischer Fata Morganen hätte der Kreativität eigentlich keine Grenzen setzen dürfen, und doch folgt „Exotico“ oft einer starren Formel. Die vier Briten beherrschen es, unbemerkt große Rockgesten und Mitgrölpassagen hinter luftigem Dreampop und verhangenen Psychrockproduktionen zu verstecken, benutzen diesen Taschenspielertrick jedoch viel zu häufig.
Obwohl Zikaden-Sounds und anatolische Melodien („Cicada“) verzweifelt Urlaubsgefühle aufkommen lassen wollen, erinnern die „Lalalas“ auf dem Opener, die Halftime-Headbang-Breaks („Giallo“) und die eiskalten Drums hinter unendlichem Hall („Afterlife“) allesamt an Mehrzweckhalle und Plastikbecherpfand. Dabei hat das Album mit dem Titelsong, „Slow Days“ und „Inner Space“ ein paar richtig schöne, warme Nummern, und die instrumentalen Interludes deuten an, was möglich gewesen wäre. So nehme ich das immerhin einstündige Album allerdings nicht mit auf eine einsame Insel.