„Haus zur Sonne“ von Thomas Melle

Die Krankheit ist zurück, und in der jüngsten manischen Phase hat Thomas Melle neben Besitz und Bindungen auch seine kreativen Fähigkeiten verloren – die er sich jedoch mit dem Roman „Haus zur Sonne“ zurückholt.
„Haus zur Sonne“ von Thomas Melle steht auf der Longlist – und zählt ganz klar zu den Favoriten für den Deutschen Buchpreis 2025.
Warum nicht einfach mal einen Blurb vom Buchrücken falsch zitieren? „Die Leistung eines Thomas Melle liegt darin, dass er nicht wegen, sondern trotz des Wahnsinns ein Genie ist!“ Das alles wurde in „Aspekte“ wohl schon so gesagt – nur das Rufzeichen am Ende, das haben wir dem ZDF untergejubelt. Es beginnt bei Melle selbst, denn so sehr er auch gehofft hat, seine bipolare Störung durch die literarische Aufarbeitung in „Die Welt im Rücken“ überwunden zu haben, ist die Krankheit zurück.
Sogar noch schlimmer, denn in der jüngsten manischen Phase hat er nicht nur Besitz und Bindungen verloren, sondern auch seine kreativen Fähigkeiten. Vermeintlich, denn nun wird das Buch zum Roman: Der Staat finanziert der Figur Thomas Melle den Aufenthalt in einer luxuriösen Wohnanlage. Hier wird er sterben, doch zuvor kann er sich per Simulation so ziemlich jeden Wunsch erfüllen: Rockstar, Traumhochzeit, Dates … Doch was wünscht sich ein in einer Depression festsitzender Thomas Melle, der eigentlich nur verschwinden will? Und worum geht es den Betreibern des Haus zur Sonne? Genial. Rufzeichen.
Mit „Haus zur Sonne“ hat es Thomas Melle auf unsere Liste der besten Bücher im September 2025 geschafft.