„Days in the Desert“ von High Pulp: Zu viel Zeit zum Basteln
Das Septett strotzt vor Experimentierfreude und lädt illustre Gäste ein. Leider klingt „Days in the Desert“ nach dem Pandemie-Produkt, das es ist.
Bei sieben Leuten in der Band ist das schon ein Problem: Wie zum Henker wollen wir eigentlich klingen – wie Duke Ellington, wie Aphex Twin oder wie My Bloody Valentine? High Pulp sagen drei Mal Ja und mischen seit sechs Jahren fröhlich alles, was edgy ist. Das klingt dann wie eine wirklich gute Streaming-Playlist: Der Bassist hat einen Metal-Hintergrund, die Saxophonisten stehen eher auf Power-Jazz, der Drummer auf Rap. Und als ob all das für ein hyperaktives Fusion-Post-Rock-Hop-Mixtape nicht schon reichen würde, hat das Septett aus Seattle auch noch illustre Gäste geladen.
Der quietschbunte Bassist MonoNeon (für Insta-Checker: der Typ mit dem Socken überm Basskopf) ist dabei, dann der Electronica-Produzent Daedalus, und schließlich der geniale Gitarrist Jeff Parker mit seinen sanften Loop-Effekten. Schluss mit Namedropping, kommen wir zum Fazit: Leider klingt „Days in the Desert“ nach dem Pandemie-Produkt, das es ist. Fantastische Bläsermelodien und herrlich komplexe Drumbreaks können nicht kaschieren, dass High Pulp einfach zu viel Zeit zum Basteln gehabt haben.