„I can see our House from here“ von Sun: Symphatisch verfrickelt
Notwist-Schlagzeuger Andi Haberl hat sein Solodebüt veröffentlicht, auf dem sonnige Elektrosounds durch die Midlife-Crisis helfen.
Die Mitte des Lebens stürzt manche in existentielle Krisen, andere befähigt sie, eine wohlwollende Zwischenbilanz zu ziehen. Andi Haberl, umtriebiger Musiker in eigenen wie kooperierenden Bandprojekten, ist vor allem als Schlagzeuger der Indiefrickler The Notwist bekannt. Mit 42 Jahren veröffentlicht der Wahlberliner nun sein Solodebüt, das mit versierter Verspieltheit und unangestrengter Komplexität zwar an die Stammband erinnert, aber trotzdem eine eigene Signatur trägt.
Haberl erschafft ein Miteinander aus erdiger Instrumentierung (Banjo, Gitarre, Klavier), ätherischen Klängen (Glockenspiel, Melodica, Trompete) und treibender Elektronik (Samples, Loops). Das Ganze mit einer gewissen Sensibilität und Freude, ohne die Muskeln showgerecht an den Reglern spielen zu lassen. Er folgt den eigenen Spuren, paart sie mit dem ureigenen musikalischen Wissen und der aus der Erfahrung gewachsenen Intuition zu einem Album, dessen Songs verträumt und sonnenbeschienen sind, frickelig und getrieben. Vor allem aber tragen sie durch vielerlei Stimmungen hindurch – selbst durch manche Midlife-Crisis.