Zum Inhalt springen

TV-Tipp: Diese Leute sind „Idioten der Familie“

„Idioten der Familie“ in der Arte Mediathek
„Idioten der Familie“ i (Foto: Michael Klier-Film/Patrick Ort)

Wohin mit der behinderten Schwester? Und muss sie wirklich ins Heim? Unser Spielfilm-Tipp erzählt eindringlich von Familie und Überforderung.

„Behindert ist man nicht, behindert wird man.“ Das ist ein wichtiger Satz der Behinderten-Selbsthilfe, und trotz des Slogancharakters: Ganz falsch ist er nicht. Für das Drama von Altmeister Michael Klier ist der Satz zentral. Die Geschwister Heli (Jördis Triebel), Bruno, Tommie und Frederik sind alle auf ihre Weise „Idioten der Familie“, gescheitert, als Musiker, als Wissenschaftler, als Ehemann. Heli hat von vornherein ihr Leben als Künstlerin an den Nagel gehängt, um die jüngste, geistig behinderte Schwester Ginnie (Lilith Stangenberg) zu pflegen. Aber mit 40 will Heli frei sein, Ginnie soll ins Heim … 

Klier erzählt seine Geschichte nüchtern, ohne Entwicklungen dramatisch aufzublasen: Die Geschwister sitzen zusammen am Küchentisch, sie diskutieren, sie streiten. Ist Ginnie tatsächlich behindert, oder ist die Behinderung nur eine Zuschreibung? Überforderung wird angedeutet, Misshandlung, vielleicht sogar Missbrauch. Und dann holen Pfleger Ginnie ab, ist wahrscheinlich besser so. 

Ein unspektakulärer, trauriger Film, der ein wenig daran krankt, dass die behinderte Ginnie von der nichtbehinderten Extremschauspielerin Lilith Stangenberg dargestellt wird. Das macht Stangenberg gut, aber ein unangenehmes Gefühl bleibt: „Sprecht nicht über uns, sprecht mit uns“, lautet eine weitere Forderung von Behindertenverbänden. Klier spricht ausschließlich über Behinderung. Falk Schreiber

„Idioten der Familie“ läuft um 23:10 Uhr auf Arte und ist bis 24. November in der Arte Mediathek verfügbar.

Beitrag teilen: