„Im Leben nebenan“ von Anne Sauer

Mit „Im Leben nebenan“ entwirft Anne Sauer ein „Was wäre, wenn …“-Szenario, eine konsequente Schmetterlingseffekt-Geschichte.
„Im Leben nebenan“ von Anne Sauer ist unsere Buchempfehlung der Woche
„Dieses Baby gehört mir nicht.“ Wie ein Schlag trifft Antonia diese Erkenntnis. Postnatale Depression? Baby Blues würden es ihr Mann und ihre Schwiegermutter nennen. Was Antonia eigentlich meint: Dieses Leben gehört mir nicht. Schließlich ist sie doch Toni, hat das Dorfleben gegen die Großstadt und eine moderne Beziehung eingetauscht, und versucht seit Monaten vergeblich, schwanger zu werden. Und jetzt liegt sie hier in ihrer Heimat, umringt von Spießigkeit und mit einem Baby auf der Brust, das sie allem Anschein nach mit ihrer Jugendliebe bekommen hat. Sie steckt fest: „Im Leben nebenan“.
Treffender hätte Anne Sauer ihren Debütroman nicht taufen können, schwingen in diesem Titel doch all die als Selbstbestimmung getarnten Banalitäten und Zufälligkeiten mit, die unser Leben bestimmen. So entwirft Sauer ein „Was wäre, wenn“-Szenario, eine konsequente Schmetterlingseffekt-Geschichte, zwei Realitäten einer Protagonistin. Klar, dies ist auch ein Buch übers Muttersein und Care-Arbeit, doch Sauer stellt uns vor die Frage, welches Leben wir leben möchten, und ob wir bereit sind, darüber selbst zu bestimmen – ob nun mit oder ohne Kind. Wie Sauer selbst dazu steht, dürfe noch vor der ersten Seite klar sein. Sie zitiert Florence + The Machine: „I am no mother, I am no bride, I am a King.“
Hat es Anne Sauer mit „Im Leben nebenan“ auf unsere Liste der besten Bücher im Oktober 2025 geschafft?