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Jamel Brinkley: Unverschämtes Glück

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In den Erzählungen von „Unverschämtes Glück“ macht Jamel Brinkley die Leser*innen zunächst nur zu stillen Teilhabern des Geschehens – doch umso effektiver sind dann die intimen Momente, die sich in jeder Geschichte auftun.

„Man braucht in dieser schrecklichen Welt jede Menge Glück“ heißt es in einer Kurzgeschichte von Jamel Brinkley. Alle Erzählungen handeln vom Leben inmitten der diffusen Großstadt, der Schmelztiegel-Gesellschaft, und von der Sehnsucht eines jeden Einzelnen. Mal schlüpft der Autor in die Figur eines wütenden Jungen, der mit seinem Bruder im nächtlichen Brooklyn umherirrt – getrieben vom Vermissen seines Vaters. Dann erzählt er in einer anderen Geschichte von einem Mittvierziger, der auf der Suche nach einem Gefühl im Begriff ist, seine Frau zu verlieren. Brinkley versetzt sich gekonnt in seine Figuren, deren Lebensumstände er authentisch wiedergibt. Dabei geleitet er die Leser*innen nach und nach zum entscheidenen Augenblick: Ist man zunächst nur stiller Teilhaber des Geschehens, treffen einen mit einem Mal die intimen Momente, die sich in jeder der Geschichten auftun. Diese emotionale Nähe bildet einen Kontrast zu der Nüchternheit, mit der Brinkley seine Erzählungen beginnt. Die Erzählform wechselt zwischen Ich-Perspektive und allwissendem Erzähler, auch Alter, Beruf und Familie der Protagonist*innen variieren. Stets aber haftet den Figuren ein autobiografischer Teil des Autor an. Es ist die Perspektive eines afroamerikanischen Mannes in New York City, dessen soziale Welt genauso nach außen dringt wie sein Innenleben. jb

Jamel Brinkley Unverschämtes Glück

Kein & Aber, 2019, 336 S. , 22 Euro

Aus dem Englischen von Uda Strätling

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