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Jan Costin Wagner: „Kultur kann Verschwörungserzählungen den Boden entziehen“

Jan Costin Wagner Sommer bei Nacht Porträt©Susanne Schleyer
Jan Costin Wagner (© Susanne Schleyer)

Für Krimiautor Jan Costin Wagner bedeutet Kunst Differenzierung, Perspektive und Empathie: Die stärksten Mittel gegen die Sehnsucht nach einfachen Antworten.

Jan Costin Wagner ist Musiker und Schriftsteller bei Frankfurt am Main. Zuletzt erschien sein Kriminalroman Sommer bei Nacht im Galiani Verlag.

„Mein Begriff von Kunst ist eng geknüpft an drei Komponenten –
Differenzierung, Perspektive, Empathie. Kunst
ist für mich letztlich eine Betrachtung, die – mal deutlich, mal
unterschwellig – diesen
Schlüsselbegriffen verpflichtet ist. In diesem Sinne ist der
kulturelle Raum, in dem sich Kunst entfaltet und zu Diskursen anregt,
unbedingt „systemrelevant“.
Sorge bereitet mir, dass die pandemische
Erkrankung, an der bereits viele Menschen weltweit verstorben sind, inzwischen
vereinnahmt wird von der Sehnsucht nach einfachen
Antworten und letztlich sogar von monströsen, monokausalen Thesen, die
verschiedene, unabhängig voneinander bedeutsame Themen in
einen einzigen
fundamentalen Zusammenhang hineinstellen. Wenn das
so weit
geht, dass die Pandemie bagatellisiert oder sogar ganz abgestritten
wird, haben wir ein gefährliches Terrain betreten, auf dem Kultur
enorme Bedeutung
zukommt. Im Sinne einer ganzheitlichen, kritischen, aber zugleich
akribisch differenzierenden Betrachtung,
die Verschwörungserzählungen den Boden entzieht und Menschen, die sich
voneinander entfernen, wieder zueinander führen
kann.“

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