„Jenseits der See“ von Paul Lynch

Keine Rettung am Horizont: Mit zynischen Pointen und viel Empathie gibt Paul Lynch in „Jenseits der See“ einem überholten Thema den tief verwurzelten Schrecken zurück.
Die jungen Männer und das Meer: „Jenseits der See“ von Paul Lynch ist das Psychogramm zweier Fischer, die weit von der mexikanischen Küste abgetrieben werden.
Mit oder ohne Tiger: Die Idee von Schiffbruch hat bei aller Gefahr auch etwas Romantisches, steht für Abenteuer und menschliche Zähigkeit. Doch wer Paul Lynch kennt, weiß, dass es bei dem irischen Autor nicht so glimpflich laufen wird, wenn die beiden Fischer Bolivar und Hector dank eines Sturms weit von der mexikanischen Küste abgetrieben werden.
Brennender Durst, krampfende Glieder, rohen Fisch und toten Vogel im Magen: Lynch macht die Herausforderungen, denen seine Helden sich stellen müssen, fast körperlich spürbar. Und zeigt auf, dass Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit womöglich noch gefährlicher sind. Gibt es einen verzweifelteren Moment, als nach Monaten auf See ein Schiff am Horizont zu sehen, das bald wieder verschwindet? Mit derart zynischen Pointen, aber auch viel Empathie gibt Lynch einem überholten Thema den tief verwurzelten Schrecken zurück.
Hat es Paul Lynch mit „Jenseits der See“ auf unsere Liste der besten Bücher im Oktober 2025 geschafft?