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„Institut für gute Mütter“ von Jessamine Chan

Buchcover „Institut für gute Mütter“ von Jessamine Chan

In „Institut für gute Mütter“ von Jessamine Chan muss eine Gruppe von Müttern das Erziehen neu lernen – mithilfe von KI-Kindern.

In „Institut für gute Mütter“ vermengt Jessamine Chan die Überwachungsmethoden Chinas mit den aktuellen Fortschritten in Sachen KI und den alarmierenden Kulturkämpfen um die Erziehung und die Rolle der Mutter in den USA.

„Institut für gute Mütter“ von Jessamine Chan ist unsere Buchempfehlung der Woche

Was ist eine gute Erziehung? Was macht eine gute Mutter aus? Und wer entscheidet das überhaupt? In Jessamine Chans Debütroman „Institut für gute Mütter“ entscheidet das der autoritäre Überwachungsstaat: „Aus einem gesunden Zuhause erwächst eine gesunde Gesellschaft“, so der Leitspruch. Was wiederum bedeutet, dass jeder Mensch ohne ein gesundes Zuhause eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt – so wie Frida Liu. Sie ist alleinerziehend, ihr Ex-Mann ist inzwischen mit einer jungen Pilatestrainerin zusammen, und als sie ihre 18 Monate alte Tochter Harriet für ein paar Stunden unbeaufsichtigt zu Hause lässt, greift die Kinderschutzbehörde ein: Frida verliert nicht nur ihr Sorgerecht, sondern wird in ein geschlossenes Rehabilitationsprogramm mit anderen Müttern gesteckt.

Umgeben von elektrischen Zäunen und apathisch grinsenden Betreuerinnen in pastellfarbenen Kostümen bekommen alle Frauen – die meisten sind wie Frida Women of Color – ein KI-Kind an die Hand und ein Mantra ins Gehirn: „Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne, eine gute zu sein“. Bald herrscht ein Black-Mirror-ähnlicher Ausnahmezustand, durch den Chan ihre Antiheldin und die Leser:innen mit lakonischen Beobachtungen leitet und dabei geschickt unser Zerrbild der perfekten Mutter entlarvt. Überraschung: Es ist völlig unmenschlich. Die chinesisch-amerikanische Autorin vermengt die Überwachungsmethoden Chinas mit den aktuellen Fortschritten in Sachen KI und den alarmierenden Kulturkämpfen um die Erziehung und die Rolle der Mutter in den USA und lässt so den biopolitischen Irrsinn ihrer Dystopie erschreckend gegenwärtig erscheinen.

„Institut für gute Mütter“ von Jessamine Chan ist unsere Buchempfehlung der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Zwischen Himmel und Erde“ von Yara Rodrigues Fowler vorgestellt.

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