„Die Stunde der Hyänen“ von Johannes Groschupf: Es zündelt
Warum der Thriller „Die Stunde der Hyänen“ von Johannes Groschupf besser knallt als drei Flaschen Wodka Rachmaninoff.
„Die Stunde der Hyänen“ von Johannes Groschupf ist unser Krimitipp der Woche
Nein, dieser Roman hebt nicht gerade das Image von Wodka Rachmaninoff, und auch, was angeblich „arm, aber sexy“ ist, kommt wieder mal schlecht weg. Krimipreis-Abräumer Johannes Groschupf zeigt uns nach „Berlin Pepper“ und „Berlin Heat“ erneut, wo Schrägheit ins Bodenlose kippt und es nach alten Socken, kaltem Rauch, modrigen Pilzen und Urin riecht. Hauptsächlich sind es dabei die (nicht nur alten, weißen) Männer, deren Frust in Frauenverachtung, Brutalität und Zerstörungslust umschlägt.
So ziehen neuerdings selbstermächtigte Bürgerwehren durch die Kreuzberger Nacht, weil jemand in ihrem Kiez Autos abfackelt. Ein Penner verbrennt bei einem dieser Anschläge fast, doch dann führen ihn die Flammen zu einer spirituellen Erleuchtung. Die Jünger Jahwes kehren ihr verbrecherisches Geschäftsmodell im Sektenzentrum unter den versifften braunen Teppich, und ein unscheinbarer Postbote gerät auf lüstern-teuflische Abwege. Während Polizistin Romina Winter und Super-Recognizerin Jette Geppert da verzweifelt versuchen, ein Gesicht in der Menge zu finden, grinst ihnen das Grauen schon längst aus zu vielen Visagen entgegen.
Mit „Die Stunde der Hyänen“ fängt Johannes Groschupf den realen Wahnsinn aus der gesellschaftlichen Mitte ein
Keine Randerscheinung, sondern realer Wahnsinn aus der gesellschaftlichen Mitte wird von Johannes Groschupf eingefangen und zu einer intensiven und düsteren Großstadtballade verdichtet. Wir haben die Wahl, was wohl die bessere Investition ist: Drei Flaschen Wodka Rachmaninoff à 6,49 Euro oder dieser außergewöhnliche Thriller?
„Die Stunde der Hyänen“ von Johannes Groschupf ist unser Krimi der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Die Spur der Luchse“ von Voosen/Danielsson vorgestellt.