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„Mad gone wild“ von Johnossi: Koala statt Chaos

bandfoto Johnossi
(Foto: Fredrik Skogkvist)

Auch die schwedischen Alternative-Rocker Johnossi haben die freie Zeit genutzt – für die zum Teil recht unbequemen Selbstreflexionen auf dem Album „Mad gone wild“.

Ossi, du trägst ein schickes T-Shirt vom Wimbledon-Turnier. Was sagst du zu Novak Djokovic und seinem Rauswurf aus Australien?

Ossi Bonde: Ich finde es völlig in Ordnung, dass die Regierung ihm das Visum weggenommen hat. Er hätte sich impfen lassen und sich dadurch den ganzen Ärger ersparen können. Er verdient den Schlamassel, den er jetzt hat. Djokovic ist immer schon jemand gewesen, der seinen eigenen Film fährt. Vielleicht tut es ihm ganz gut, auf diese unrühmliche Weise die Grenzen seines Egoismus aufgezeigt bekommen zu haben.

Auch das neue Johnossi-Album spielt inhaltlich in der Grauzone zwischen einem vermeintlich normalen und einem scheinbar wahnsinnigen Charakter. Woher kam die Idee, mit „Mad gone wild“ ein Konzeptalbum über geistige Gesundheit zu machen?

John Engelbert: Die Texte schälen sich bei mir immer erst raus, wenn die Musik schon fertig ist. Zunächst war mir nicht bewusst, wie sehr ich über eine – teils autobiografische, teils ausgedachte – Person schreibe, die in ihrer psychischen Verfassung sehr unbeständig und schwankend ist. Wir beschäftigen uns in unseren Texten seit jeher gern mit inneren Reisen und psychologischen Verwandlungen. Dieses Mal haben wir das auf die Spitze getrieben, weil pandemiebedingt für Selbstreflexion viel mehr Zeit vorhanden gewesen ist.

Bonde: Während der Lockdowns haben auch Menschen mit absolut klarem und aufgeräumtem Geist gedacht, dass sie den Verstand verlieren. Mindestens seit Trump ist die ganze Welt ja eine Zumutung. Die Grenzen des Wahnsinns sind immer weiter verschoben worden.

Engelbert: Das finde ich gerade das Faszinierende. Wir alle haben unsere individuellen Kipppunkte im Hirn, an denen gesundes in ungesundes Verhalten umschlägt. Wann wird Traurigkeit zur Depression, wann Sorgen zu einer Angststörung, wann der Genuss von Alkohol und anderen Drogen zu einer potenziell selbstzerstörerischen Sucht?

Habt ihr während der Entstehung von „Mad gone wild“ Antworten bekommen?

Engelbert: Ich weiß wohl inzwischen besser, wann das extrovertierte Partyleben für mich aufhört, Spaß zu machen. Nämlich dann, wenn es zu einer Gewohnheit und zu einer fast schon lästigen Pflicht wird.

Bonde: Eines kann ich mit Gewissheit sagen: Den ganz normalen, gesunden Menschen gibt es nicht. Wir sind alle verrückt! Ein Mensch, der behauptet, total mit sich im Reinen zu sein, wirkt auf mich furchteinflößend.

Mindestens exzentrisch ist auch der Songtitel „Koala before the Storm“. Wollt ihr das erklären?

Engelbert: Der Arbeitstitel des Stücks war „Koala“. Daraus wurde „Calm before the Storm“, aber das fanden wir etwas fad. Also haben wir den Koala drin gelassen, weil er das entspannteste und unaufgeregteste Tier der Welt ist. Er lässt sich einfach nicht verrückt machen. Der Koala schläft am Tag 18 Stunden, und selbst im größten Chaos bleibt er seelenruhig auf seinem Baum hocken.

Bonde: Wir beide arbeiten noch daran, im Kopf so relaxed wie zwei Koalabären zu werden.

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