„Karma“ von Alexander Schimmelbusch
„Karma“ von Alexander Schimmelbusch ist weniger ein Roman als ein zynischer Essay, gespickt mit klinischen Details – so anstrengend wie unterhaltsam.
Das Jahr ist 2033, der Schauplatz nahe Berlin, der Herbst der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Führungsriege der Omen SE, einer Techfirma, die alle Aspekte des modernen Lebens erobert hat, hat sich versammelt, um sich zur wohlverdienten Ruhe zu setzen: Entwicklungschef Joachim mit den genialen Ideen, aber ohne Sozialkompetenz; der unheilbar spießige Ablaufoptimierer Daniel; die desillusionierte Dating-Expertin Christiane und Frauke und Nilufar, die gemeinsam den personalisierten Weinhandel der Firma leiten. Sie alle beziehen die nagelneuen, KI-kontrollierten Glasbungalows im brandenburgischen Wald, haben erstmals seit Jahren Zeit für sich – und stürzen sofort in die Krise. Was soll man auch noch tun, wenn alles getan ist und für einen getan wird?
Gleich mit dem Wagner-Zitat am Anfang macht Alexander Schimmelbusch deutlich, dass seine Sci-Fi-Satire auf ganz Deutschland abzielt. Seine Figuren haben die unterschiedlichsten Hintergründe und Weltbilder, gemeinsam ist ihnen, dass es ihnen viel zu gut geht: Luxus wird zu Dekadenz im Wortsinn, zum Niedergang, und wie es den weniger Privilegierten dieser durchoptimierten Gesellschaft geht, lässt der Autor nur indirekt erahnen. „Karma“ ist damit weniger ein Roman als ein zynischer Essay, gespickt mit klinischen Details – so anstrengend wie unterhaltsam.
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