Kenny Beats: „Louie“ geht ans Herz
Eigentlich wollte der Produzent niemals eine Soloalbum machen. Doch dann wurde sein Vater krank.
Vince Staples, Denzel Curry, Idles und viele mehr: In den letzten Jahren war Kenny Beats einer der umtriebigsten Produzenten im HipHop und weit darüber hinaus. Ein Soloalbum fehlte bisher, weil, wie er selbst erklärte, er einfach nichts zu sagen hatte. Das hat sich erst durch eine Tragödie geändert: die Krebsdiagnose seines Vaters. Aber „Louie“ – benannt nach dem Spitznamen, den Kenny seine Eltern verpasst haben – ist kein Traueralbum im herkömmlichen Sinn, sondern sollte den Vater aufheitern.
Mit 17 kurzen, überwiegend instrumentellen Tracks erinnert es an ein Mixtape in der Tradition von Dilla oder Madlib. Selbst illustre Gäste wie Slowthai oder JPEGMAFIA bekommen nur Adlibs oder halbe Strophen zur Verfügung. Warme Soulsamples treffen auf funkige Drums und das eine oder andere Experiment („Moire“). Erst in der zweiten Hälfte sprechen Tracks wie „Last Words“ den traurigen Anlass direkter an, und auch Kennys Vater selbst kommt immer wieder in Sprachclips zu Wort. Als Beattape ist „Louie“ das souveräne Werk eines Multitalents – als Trauerbewältigungsmaßnahme aber eine der ungewöhnlichsten ihrer Art.