„Klarkommen“ von Ilona Hartmann
„Klarkommen“ von Ilona Hartmann ist ein Buch, das sich liest wie das Cold Open eines Coming-of-Age-Films, der jedoch vergeblich auf den Wende- und somit den Startpunkt wartet: eine leise, graue Rebellion.
Hinter dem punktgenauen, schlagfertigen und an Twitter-Zeiten erinnernden Beobachtungs-Stakkato von „Klarkommen“ schlummert eine tiefe Melancholie, in der sich Ilona Hartmann suhlt, und manchmal reichen tatsächlich drei Worte, um alles zu erzählen.
Ein Umzug in die Großstadt kann ernüchternd sein. Vor allem, wenn das Versprechen vom wilden Leben nie eingelöst wird. Mounia, Leon und die Ich-Erzählerin sind verzweifelt „auf der Suche nach etwas zum Finden“. Bloß wollen weder das Leben noch der allerkleinste Exzess über sie hereinbrechen. Und aus Langeweile wird Einsamkeit. „Uns war zu jedem Zeitpunkt schmerzlich klar, dass wir nicht wild genug, nicht jung genug, nicht wütend genug, nicht intensiv genug, nicht verschwenderisch genug unsere Zeit verschwendeten“, lautet das ernüchternde Zwischenfazit in Ilona Hartmanns zweitem Roman „Klarkommen“.
Es ist ein Buch, das sich liest wie das Cold Open eines Coming-of-Age-Films, der jedoch vergeblich auf den Wende- und somit den Startpunkt wartet: eine leise, graue Rebellion. Und um im Bild zu bleiben: wie Greta Gerwigs „Lady Bird“. Hinter dem punktgenauen, schlagfertigen und an Twitter-Zeiten erinnernden Beobachtungs-Stakkato schlummert eine tiefe Melancholie, in der sich Hartmann suhlt, und manchmal reichen tatsächlich drei Worte, um alles zu erzählen. Wer unter zwanghafter Fomo leidet, sollte diesen kurzweiligen Roman lesen.
Mit „Klarkommen“ hat es Ilona Hartmann auf unsere Liste der besten Bücher im Juni 2024 geschafft.