Kristofer Åström: Hard Times
Natürlich hat Kristofer Åström seinen melancholischen Folk schon längst durchdekliniert, doch „Hard Times“ ist immer noch für eine Quarantäne gut.
Wenn Kristofer Åström sein zehntes Soloalbum „Hard Times“ nennt, geht es natürlich um das Hadern mit der Liebe. Bei „In the Daylight“ erinnert er sich etwa an den 16-jährigen Kristofer, der am verabredeten Ort vergeblich auf sein Date wartet: „I hope that you can live with the scar that you gave me“. In unseren derzeitigen „Hard Times“ ist es natürlich ein willkommener Luxus, die Realitätsflucht in den Liebeskummer anzutreten zu können.
Zwar hat der ehemalige Fireside-Sänger nach Großtaten wie „Northern Blues“ und „So much for staying alive“ den melancholischen Folk längst für sich durchdekliniert: Psychedelische Ausbrüche wie bei „Night Owl“ sind erwartbar, „Another Love“ ist nicht das erste Duett mit Britta Persson, und dass der Schwede auch Country für Genrehasser interessant anverwandeln kann, hat er schon vor „Our Thing“ bewiesen. Doch wegen so herausragender Songs wie „Inbetweener“ oder eben „In the Daylight“ ist der Songwriter immer noch für eine Quarantäne gut. Lediglich Vinyl-Freund*innen seien gewarnt: Wenn er mit dem Bonussong „Michelle“ seinen Heiratsantrag vertont, macht das den schönsten Liebeskummer kaputt.