„Nachtschwärmerin“ von Leila Mottley: Gegen den Strich
„Nachtschwärmerin“ von Leila Mottley ist ein gnadenloser Blick auf den Rassismus, Sexismus und Klassismus der USA.
Kiara, die Protagonistin aus „Nachtschwärmerin“ von Leila Mottley ist 17, und sie ist vollkommen allein auf der Welt. Ihr Vater ist tot, ihre Mutter nach einem Suizidversuch in der Psychiatrie. Bisher hat sie sich an ihrem Bruder Marcus festgehalten, doch der lebt nur noch für seinen Traum, Rapper zu werden. Verzweifelt sucht Kiara nach einem Weg, die Miete für ihr Apartment in Oakland zu bezahlen und sich dabei noch um den Nachbarsjungen Trevor zu kümmern, dessen Mutter Crack raucht. Als das Geld immer knapper wird, beginnt sie, nachts auf den Strich zu gehen – der einzige Job für eine Minderjährige ohne Schulabschluss. Eines Nachts gabelt sie ein Polizist auf …
Dass es sich bei „Nachtschwärmerin“ um den Debütroman von Leila Mottley handelt, den sie mit gerade einmal 17 Jahren geschrieben hat, erweist sich nicht etwa als Schwäche, sondern als vielleicht größte Stärke des Buchs. Immerhin ist Kiara, trotz der langen Reihe an Tragödien, die sie zwingt, wie eine Erwachsene zu handeln, noch immer eine Teenagerin, die so lebensecht wohl nur von einer anderen Teenagerin hätte geschrieben werden können.
„Nachtschwärmerin“ von Leila Mottley ist ein gnadenloser Blick auf den Rassismus der USA
Kiara ist weise für ihr Alter – aber sie ist auch impulsiv, ängstlich, manchmal einfach dumm. Doch genau diese Dreidimensionalität, diese tiefe Menschlichkeit macht ihr Schicksal umso ergreifender. „Nachtschwärmerin“ ist ein gnadenloser Blick auf den Rassismus, Sexismus und Klassizismus der USA, mit einem besonderen Augenmerk auf die Unantastbarkeit der Polizei: ein Thema, das mit jeder Woche noch aktueller zu werden droht.