„Let God sort em out“ von Clipse: Wieder im Flow

16 Jahre haben Clipse auf ein neues Album warten lassen, doch das Brüderduo Pusha T und Malice zeigt: Beide sind auch heute noch meilenweit voraus, wenn es um HipHop-Handwerk geht. Ist das schon das Rapalbum des Jahres?
Sprung zurück in die 2000er: während 50 Cent, Nelly und Eminem die Dimensionen von HipHop-Größenordnungen verschieben, spielen sich parallel dazu in Virginia zwei Brüder in die Herzen aller Kritiker:innen und tiefer diggenden Rapfans. Clipse, das sind die Brüder Pusha T und Malice, die instrumental exklusiv nur von den Neptunes bedient werden und sauber wie ein Schweizer Taschenmesser über deren Produktionen gleiten. Doch es hat 16 Jahre gedauert, bis Clipse wieder ein gemeinsames Album aufgenommen haben.
Sprung in 2025, vieles hat sich seitdem verändert – die Neptunes sind passé, und Pharrell hält alleine das Zepter in der Hand, Pusha T hat Kanye Wests Absturz aus nächster Nähe mit angesehen – doch eines ganz sicher nicht: Die Brüder setzen nach wie vor Maßstäbe in Dynamik, Beatgewandheit und Delivery. „Let God sort em out“ hat zwar mit Nas, Kendrick Lamar oder Tyler, The Creator einige riesige Namen (und selbsternannte Clipse-Ultras) an Bord, doch die verblassen mit ihren Features beinahe neben dem Duo, das die Messlatte für schnörkellose Flows und Wortspiele ein weiteres Mal anhebt.