Long Distance Calling: How do we want to live?
Die Münsteraner erweitern ihren schon längst perfektionierten Sound. Selten sind Post- oder Progrock so sehr nach vorne gegangen
Ist das jetzt Pre-Postrock? Proto-Postrock? Long Distance Calling aus Münster sind nun schon seit über einem Jahrzehnt eine Hausmarke in Sachen instrumentaler, langförmig angelegter und thematisch durchkonzipierter Rockmusik. Doch für ihr siebtes Album hat sich die Band in die 70er zurückversetzt – was jedoch nicht bedeutet, dass sie durch den Blick zurück formelhaft geworden sind.
Vielmehr hat die Band ihren ganz und gar eigenen Postrock-Sound um ein paar Versatzstücke aus Progressive und Hardrock erweitert, deren Einflüsse etwa in der kompromisslos ambitionierten Humanismus-Thematik durchscheint, die auch jenseits des Titels in der Form von Spoken-Word-Passagen allgegenwärtig ist. Damit einher gehen, aller nerdiger SciFi-Ambition zum Trotz, vor allem überraschend gradlinige und dringliche Kompositionen. Selten sind Post- oder Progrock so sehr nach vorne gegangen.
Kraftvolle Riffs, ausufernde Dramaturgien, die das maßlos Pompöse geschickt vermeiden, und gezielt eingesetzte elektronische Einschübe vervollständigen diese fokussiertere Version des von Long Distance Calling schon längst perfektionierten cineastischen Postrocks.
How do we want to live? erscheint am 26. Juni bei Inside Outmusic.