21st Century Schizoid Man
Der Debütroman von Marius Goldhorn nervt, doch am Ende löst „Park“ das Unbehagen mit poetischer Leichtigkeit auf.
Freuen kann man sich nicht, wenn man sich mit Arnold identifiziert, dem Protagonisten von „Park“, dem Debütroman von Marius Goldhorn. Eigentlich bietet er seinen Leser*innen reichlich positive Andockpunkte – Arnolds Leidenschaft für obskure Literatur und Musik, seine Verweigerung gegenüber der Leistungsgesellschaft und jede Menge schmerzhafte Jugendromantik.
Doch „Park“ ist eine Gratwanderung: ein Porträt eines Erzählers, das gerade genug Identifikationsfläche bietet, sodass viele von dessen Mängeln umso unangenehmer zum Abgleich zwingen. Arnold lebt in den Tag hinein. Arnold guckt auf sein iPhone. Arnold schreibt Gedichte. Er trauert Odile hinterher, die er nach einer innigen Affäre zum ersten Mal für den Dreh eines Films in Athen wieder treffen wird. Arnold guckt auf sein iPhone. Arnold träumt von Aliens. In seinem Traum löschen die Aliens die Menschheit aus. Arnold hat einen Ausschlag auf der Brust. Arnold googlet seinen Ausschlag. In Athen wohnt Arnold politischen Unruhen bei.
Das lässt Marius Goldhorn einfach so stehen, mit spröder, parataktischer Prosa, die letztlich doch Gefahr läuft, selbst auf kurzer Länge zum Ausdauertest zu werden. Doch schließlich entlohnt er die Geduld mit einem Ende, das völlig unerwartet und dafür umso berührender mit einer ungeahnten poetischen Leichtigkeit alle Fragen einlöst, die der Roman in den Raum stellt. Vor allem die über Arnold.