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„Herzneurosen“ von Mathilda Prall: So glücklos wie nie

Buchcover „Herzneurosen“ von Mathilda Prall

In ihrem Debütroman „Herzneurosen“ zeigt Mathilda Prall die Ambivalenz einer Person zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung.

„Herzneurosen“ von Mathilda Prall ist unsere Buchempfehlung der Woche.

Ist das noch Optimierung oder schon Selbstzerstörung? Mini ist Anfang 20 und flüchtet sich von einer Stadt zur nächsten, um sich selbst zu entkommen. Ihre Emotionen versteht sie nicht, und ihre Handlungen passen sich eher ihrer Umwelt als den eigenen Bedürfnissen an. Doch nach einem Akt-Fotoshooting erhält sie plötzlich Anerkennung auf Instagram. Erstmals fühlt sich Mini nicht mehr unterlegen: Ist das dieses Glück, von dem andere sprechen?

Mathilda Prall gibt in ihrem Debüt-Roman mit nüchterner, intimer Erzählweise Einblicke in Minis Innenleben – wobei vieles zwischen den Zeilen steht, statt klar benannt zu werden. Kleine Details zu den schwierigen Familienverhältnissen durchbrechen ihre Alltagsberichte, ergeben ein unvollständiges Puzzle, und Zeitsprünge verstärken das Chaos. Man fühlt sich Minis Denkweise verbunden – und ist zugleich oft irritiert. Weiterzulesen zahlt sich jedoch aus: „Herzneurosen“ zeigt die Ambivalenz einer Person zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung, zwischen Emotion und Handlung.

Mit „Herzneurosen“ wirft Mathilda Prall Fragen auf, die den Lesenden weit über die Lektüre hinaus nachhängen

Wie definieren wir Erfolg? Wie leicht lassen wir uns auf Social Media belügen? Und wie oft belügen wir uns selbst? Das sind Fragen, die Lesenden weit über die Lektüre hinaus nachhängen.

Mit „Herzneurosen“ hat es Mathilda Prall auf unsere Liste der besten Bücher im April 2023 geschafft.

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