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Väterliche Vorbilder: Matteo Mancuso im Interview

Matteo Mancuso
Matteo Mancuso (Foto: A.S.S. Concerts)

Im Backstage gibt es Ingwertee – und dann beschwört der italienische Jazzgitarrist Matteo Mancuso auf der Bühne den Geist von Deep Purple, AC/DC und Yes.

Matteo, andere übernehmen die Bäckerei ihres Vaters, du das Gitarrenspiel. War es für dich als Sohn eines Gitarristen unausweichlich, selbst einer zu werden?

Matteo Mancuso: Ich war vor allem neugierig auf Musik und wollte lernen, wie man selbst ein Instrument spielt. Dass die Wahl auf die Gitarre gefallen ist, war dann irgendwie klar. Zumal ich früh bemerkt habe, dass ich einige Dinge schnell lerne, und als wirklich faules Kind war das einer der Gründe, warum ich bei der Gitarre drangeblieben bin.

In Teenagerjahren hast du Prog- und Hardrock für dich entdeckt und in dein Spiel einfließen lassen. War das deine jugendliche Rebellion gegen die Jazz-Komplexität deines Vaters?

Mancuso: Nee, wir hatten schon immer eine gute Beziehung. Ich wollte vor allem alles über das Instrument wissen und alle Möglichkeiten, alle Genres ausloten: Jazz, Rock oder Fusion waren für mich noch nie getrennt voneinander. Jedes Mal, wenn ich etwas Neues lerne, fühlt es sich an, als würde ich ein Spielzeug ausprobieren.

Led Zeppelin, Deep Purple, AC/DC, Yes und Rush sind Vorbilder von dir. Was hast du von diesen Bands gelernt, was dir deine klassische Ausbildung nicht geben konnte?

Mancuso: Wenn du E-Gitarre lernen willst, sind diese Bands das Äquivalent zu Bach und Mozart. Deren Repertoire zu beherrschen, ist nur mit Vorteilen verbunden. Der ganz grundsätzliche Unterschied ist, dass du als klassischer Gitarrist viel alleine spielst. E-Gitarristen müssen hingegen auch mit Rhythmusgruppen klarkommen.

Heute bekennen sich einige deiner Idole wie Dweezil Zappa, Joe Bonamassa, Steve Vai oder Al Di Meola und Tosin Abasi als Fans von dir.

Mancuso: Ein tolles Gefühl! Ich bin unglaublich glücklich, dass genau diese Menschen mögen, was ich mache. Gleichzeitig erhöht das natürlich auch den Druck, wenn man weiß, dass Al Di Meola oder Steve Vai deine Sachen hören. Die will ich nun wirklich nicht enttäuschen.

Dein aktuelles Album „The Journey“ belegt, wie wichtig es dir ist, die Grenzen des Jazz einzureißen. Was können wir von einem Matteo-Mancuso-Konzert erwarten? Rockparty und Moshpits oder Sitzplätze und Reclam-Heft?

Mancuso: Im Moment geht die Planung mehr in Richtung Rock. Ich liebe einfach die Verzerrung. Meine Tour ist also durchaus für stehendes Publikum geeignet – obwohl wir sonst eher die Ingwertee-Truppe sind. (lacht) Um vor dem Konzert was zu trinken, sind die Melodien einfach zu hart. Danach kann es schon sein, dass wir es auch mal etwas rock’n’rolliger angehen lassen.

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